Essen. . Große Werbetrommel, perfekte Computertechnik - und doch fehlt diesem Film viel zum ganz großen Kino. Jetzt startet „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“.

Niemand soll hinterher sagen, er sei enttäuscht gewesen. Denn selten hat es einen Film gegeben, der allein mit seinem Titel bereits den Inhalt des gesamten Werkes kundgetan hat. „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“, der dritte und letzte Teil von Peter Jacksons Kino-Adaption des „Hobbit“ von J.R.R. Tolkien, erzählt hauptsächlich von den Aufmärschen feindlich gesinnter Truppen, von Kampfformationen und der schließlich anhebenden Schlacht, die eine gute Stunde einnimmt. Alles Dinge, die den Kassenerfolg des Films nicht verhindern werden.

Von Ehrgeiz gepackt, wollte der Neuseeländer Jackson seiner ebenfalls dreiteiligen Verfilmung von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ mit einer „Hobbit“-Trilogie ein ebenbürtiges Pendant zur Seite stellen. Doch von Anfang an hegten selbst Tolkien-Fans Zweifel, ob ein nur knapp 400 Seiten langes Buch den Stoff hergeben könnte für nun fast acht Stunden Film. Und tatsächlich merkte man schon im ersten Teil angesichts eines über die Maßen langen Zwergentreffs im Haus des Hobbits Bilbo Beutlin (Martin Freeman), in welchen erzählerischen Nöten sich der Regisseur befunden hat. Im zweiten Teil dann darf der Feuerdrache Smaug schließlich endlos seine Weltsicht ausbreiten, bevor er zu einer wahren Zerstörungsorgie aufbricht.

Große Charaktere bleiben die Ausnahme

Mit der beginnt nun der dritte Teil der lang und breit gestreckten Verfilmung. Smaug legt voll glühender Wut über seine Vertreibung aus der Festung Erebor die Gemeinde Seestadt in Schutt und Asche, bevor der Bogenschütze Bard (Luke Evans) ihn unerschrocken mit einem Jahrhundertschuss vom Himmel holt. Das Dutzend Zwerge, das unter Führung des Hobbits Bilbo nun endlich die alte Heimat erreicht und zurückerobert hat, kann sich derweil nicht lange über den Sieg freuen. Es fängt schon damit an, dass ihr rechtmäßiger König Thorin Eichenschild (Richard Armitage) sich angesichts des bisher von Smaug bewachten Goldschatzes in der Festung seltsam verändert. Er verblüfft seine Umwelt durch Allmachtsphantasien, zeigt Misstrauen auch gegen alte Freunde und geht mit den obdachlos gewordenen Bürger von Seestadt hartherzig um.

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Da hat man den Eindruck, dass Jackson tatsächlich so etwas wie den Verfall eines Charakters schildern will. Kurzzeitig erinnert dieser Thorin an eine Figur aus Shakespeares Garde wankelmütiger Könige. Doch, ach, es bleibt nur ein kurzer Moment an innerem Drama, bevor der Ruf zu den Waffen ertönt und der Film wieder auf seine Schauwerte reduziert wird.

Computer gegen Inhaltsleere

Die setzt Jackson verschwenderisch ein in seinem 250 Millionen Dollar teuren Abschlussfilm, weil mit Hilfe der Computer manche inhaltliche Leere kaschiert werden kann. Vor den Toren also sammeln sich die Feinde der Zwerge, Elben und Menschen, die den Status quo in Mittelerde erhalten wollen. Aber es nähert sich auch kleinwüchsige Unterstützung, die dem wackeren Dutzend in der Festung zu Hilfe eilt. Am Ende stehen alle zusammen im Kampf gegen die gigantische Schar abgrundtief hässlicher Orks, die vom Oberbösewicht Sauron in die Schlacht geschickt werden.

Gastauftritte von Blanchett und Lee

Jackson tut alles, um das Eindimensionale dieses „Hobbit“-Abschlusses vergessen zu machen. Mal sind es die vielen Gastauftritte von Schauspielern wie Cate Blanchett oder Christopher Lee, die mit ihren Charakteren daran erinnern, dass dies die nur Vorgeschichte zum „Herrn der Ringe“ ist.

Hilfreich ist zudem die geradezu verschwenderische Zahl an Spezialeffekten in fast jedem Bild. Und nicht zuletzt das filmische Gespür des Regisseurs selbst im Hinblick auf grandiose Schauplätze und die Choreographie von Schlachtfeldern. Manchmal fühlt man sich dabei an einen Meister wie Akira Kurosawa erinnert, der in „Ran“ ähnliche Sequenzen hinterlassen hat. Das aber war eine Variation von „König Lear“ – also tatsächlich Shakespeare. Hobbit III. bleibt weit davon entfernt.