London. . Regisseur Peter Jackson spricht über den zweiten Teil der „Hobbit“-Trilogie: „Smaugs Einöde“ nennt er den „vielleicht besten Film, den ich je gemacht habe“. Im Interview erzählt er, warum Martin Freeman die Idealbesetzung des Hobbits Bilbo Beutlin ist und ihm die Arbeit mit Orlando Bloom besonders viel Freude macht.

Filmemacher Peter Jackson gehört seit seiner „Herr der Ringe“-Trilogie (2001-2003) zu den erfolgreichsten Regisseuren aller Zeiten. Von 17 Oscars, mit denen das Tolkien-Epos ausgezeichnet wurde, gingen drei an ihn. Und der erste Teil seiner „Hobbit“-Trilogie „Eine unerwartet Reise“ spielte knapp eine Milliarde Euro ein. Teil zwei „Smaugs Einöde“ ist nun in unseren Kinos angelaufen. Ulrich Lössl sprach mit Jackson.

Tolkiens „Kleiner Hobbit“ ist ein schmales Kinderbuch. Warum haben Sie daraus drei abendfüllende Spielfilme gemacht?

Peter Jackson: Lassen Sie sich vom Umfang des Buches nicht täuschen. „Der kleine Hobbit“ reißt sehr komplexe Szenarien oft nur an oder handelt sie auf wenigen Seiten ab. Hätte ich ihn so verfilmt, wäre kaum Zeit gewesen, um die Charaktere der einzelnen Figuren richtig zur Entfaltung zu bringen und sie angemessen weiterzuentwickeln. Genau bei der Charakterzeich-nung wollte ich mir aber viel Zeit lassen. Denn mir war sehr wichtig, dass alle diese Figuren später zu den Protagonisten in „Herr der Ringe“ passen.

Sie sehen die sechs Filme als ein einheitliches Epos?

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Jackson: Ja, auf jeden Fall. Außerdem habe ich auch gerade bei „Smaugs Einöde“ noch viel zusätzliches Material verwendet, das Tolkien erst viel später über die Mythologie der Hobbits, Zwerge und Elfen geschrieben hat. Man findet diesen 125 Seiten starken Anhang übrigens im Buch „Die Rückkehr des Königs“. Plötzlich hatte ich eine Fülle von Stoffen und ganz neue Möglichkeiten, sie miteinander zu verbinden.

Sie haben gigantische „Mittelerde“-Sets gestaltet. Und doch arbeiten Sie auch viel mit Computeranimation. Können Sie uns etwas über die Gewichtung von „real“ und „digital“ sagen?

Jackson: Es stimmt schon, dass wir sehr viel vor der Green Screen dre-hen und auch bei uns sehr viel gepixelt wird. Aber ohne die vielen echten Naturszenen - die wir in der atemberaubenden Landschaft Neuseelands drehten - und die akribisch gebauten Sets wäre das alles seelenloser Technikkram. Nicht zu verges-sen die Schauspieler. Die hauchen den Filmen doch erst Leben ein.

Sie haben mit Martin Freeman die Idealbesetzung des Hobbits Bilbo Beutlin gefunden. War das schwer?

Jackson: Nein, für mich war Martin immer die erste Wahl. Warum? Weil er ein sehr versierter Schauspieler ist, der sowohl ernst und tragisch als auch sehr komisch sein kann. Für mich ist das Finden geeigneter Schauspieler immer extrem wichtig. Damit steht oder fällt letztlich ein Film. Und da das Drehen für mich der schönste Teil beim Filmemachen ist, habe ich eine besondere Freude, wenn ich von guten Schauspielern umgeben bin. Bei Martin kam noch hinzu, dass er als Bilbo eine ganz wunderbare, etwas verschrobene britische Art hat - genauso wie Tolkien es wohl gewollt hätte.

In „Smaugs Einöde“ kommt auch Orlando Bloom als Legolas zurück.

Jackson: … worüber ich natürlich sehr glücklich bin. Denn Orlando war in der „Ringe“-Trilogie eine Zentralfigur. Und er sieht immer noch so aus wie vor zwölf Jahren (lacht). Das Gute daran ist, dass man Legolas bereits kennt und er nicht vorgestellt werden muss. Das war beim ersten Teil nämlich ein ziemliches Problem: Da mussten sehr viele neue Figuren erst mal dem Zuschauer be-kannt gemacht werden – und es gab alleine 13 Zwerge! Deshalb ist der zweite Teil auch etwas schneller als der erste. Und auch der Ton verändert sich…

Inwiefern?

Hobbit-Premiere in Berlin

"Hobbit" Martin Freeman in Zivil: Er kam nach Berlin, um dort seinen neuen Film "Der Hobbit: Smaugs Einöde" vorzustellen. © dpa
Smaugs Filmstimme und Freemans
Smaugs Filmstimme und Freemans "Sherlock"-Partner war ebenfalls dabei: Benedict Cumberbatch. Und natürlich... © dpa
...auch der britische Schauspieler Orlando Bloom.
...auch der britische Schauspieler Orlando Bloom. © dpa
"Hobbit"-Regisseur Peter Jackson und seine Tochter Katie auf dem roten Teppich. © dpa
Neben Premierengästen wie Ed Sheeran...
Neben Premierengästen wie Ed Sheeran... © dpa
...Evangeline Lilly...
...Evangeline Lilly... © dpa
...Andy Serkis (hier mit seiner Frau Lorraine) und...
...Andy Serkis (hier mit seiner Frau Lorraine) und... © dpa
...Richard Armitage bekam vor allem...
...Richard Armitage bekam vor allem... © dpa
...der schottische Schauspieler John Bell viel Aufmerksamkeit ab. Das mag...
...der schottische Schauspieler John Bell viel Aufmerksamkeit ab. Das mag... © dpa
...an diesem Hüpfer im Kilt gelegen haben.
...an diesem Hüpfer im Kilt gelegen haben. © dpa
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans.
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans. © dpa
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans.
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans. © dpa
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans.
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans. © dpa
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans.
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans. © dpa
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans.
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans. © dpa
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans.
Mindestens genau so sehenswert wie die angereisten Prominenten waren die in Hobbit-Manier verkleideten Fans. © dpa
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Jackson: Der erste Film war im Ton überwiegend leicht und beschwingt. Er hatte auch sehr viel Humor und Situationskomik. Im Laufe der Geschichte entwickelt sich der Film jetzt wieder mehr in Richtung „Herr der Ringe“, der ja eine ziemlich dunkle, mystisch-apokalyptische Fabel ist. Kurz gesagt: Es wird wieder dramatischer.

Der zweite Teil ist oft der beste einer Trilogie – siehe der „Pate 2“, „Das Imperium schlägt zurück“ und natürlich auch Ihr „Der Herr der Ringe: Zwei Türme“…

Jackson: … der zweite Teil ist immer eine Herausforderung. Man hat im ersten Film den Ton gesetzt, die Figuren eingeführt – jetzt kann man es wagen, sich einige Freiheiten zu nehmen. Ich habe das jedenfalls gemacht. Und es wird definitiv ein paar Überra-schungen geben. Vielleicht ist „Smaugs Einöde“ sogar der beste Film, den ich je gemacht habe.

Lassen Sie uns noch über Ihr revolutionäres 3-D-HFR-Bildformat sprechen, das Sie beim ersten Hobbit-Film der Welt vorgestellt haben.

Der Hobbit kommt ins Kino

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In Deutschland und vielen anderen Ländern kommt der Film am 13. Dezember in die Kinos.
In Deutschland und vielen anderen Ländern kommt der Film am 13. Dezember in die Kinos. © AFP / WARNER BROS
Teil zwei und drei sollen 2013 und 2014 folgen.
Teil zwei und drei sollen 2013 und 2014 folgen. © AFP / WARNER BROS
In Neuseeland, das beiden Trilogien als Kulisse dient, löste das Fantasy-Epos einen Touristenboom aus. Die heimische Filmbranche verwandelte es von einer Nischenindustrie in einen milliardenschweren Wirtschaftssektor.
In Neuseeland, das beiden Trilogien als Kulisse dient, löste das Fantasy-Epos einen Touristenboom aus. Die heimische Filmbranche verwandelte es von einer Nischenindustrie in einen milliardenschweren Wirtschaftssektor. © AFP / WARNER BROS
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Jackson: Sehr, sehr gerne. Ich halte es nach wie vor für extrem gelun-gen. Sehen Sie, früher hat man die Filme mit der Hand abge-spielt, was meist zu Unebenheiten im Bewegungsablauf führte. Dann kam 1927 der Tonfilm, und da die Tonspur auf dem Zellu-loidstreifen mitlief, hat man sich auf die Geschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde geeinigt. Das war eine Art Kompromiss, bei dem der Ton nicht leierte und das Bild relativ stabil war. Nun, nach 85 Jahren, gibt es digitale Abspielgeräte, mit denen man Filme problemlos in verschiedenen Geschwindigkeiten ab-spielen kann. Warum das also nicht nutzen? Für mich eröffnet dieses Verfahren jedenfalls eine völlig neue, extrem realistische Bild-Ästhetik.

Der große Durchbruch dieses Verfahrens steht aber noch aus. Wird sich der Kinofilm dorthin entwickeln?

Jackson: Ich hoffe, ja. Oder anders ausgedrückt: Als Filmemacher suche ich immer nach neuen Möglichkeiten, den Kinofilm attraktiv zu machen - auch gerade für die jungen Leute, die sich Filme oft nur noch auf dem iPad anschauen. Wer diesen Film aber in der 3-D-HFR-Version sieht, hat ein Erlebnis, das außerhalb des Ki-nos nicht zu bekommen ist. Dabei ist mir natürlich klar, dass von den 25.000 Kinos, die den „Hobbit“ weltweit aufführen, nur etwa 1000 das im 48-HFR-Format machen.

Egal was für Filme Sie in Ihrem Leben noch machen werden, man wird Sie wohl immer als den „Tolkien“-Regisseur bezeichnen. Wie sehen Sie das?

Jackson: (lacht) Genauso. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich mittlerweile mein ganzes Leben nur durch Tolkien-Filme definiert. Aber es gibt Schlimmeres. Und soll ich mal ganz ehrlich sein? Es macht es mich sogar ein wenig stolz!