Dortmund. . Edita Gruberova zelebrierte im Dortmunder Konzerthaus Belcanto-Arien. Und empfing einen mit 25.000 Euro dotierten Preis der Dortmunder Kulturstiftung.

Vier Jahre können auch bei großen Sängern eine lange Zeit sein – erst recht, wenn sie jenseits der 60 sind. Dann aber tritt auf: Edita Gruberova, 18 Tage vor ihrem 68. Geburtstag und stimmlich nicht eine Spur älter als in ihrer „Lucrezia Borgia“, mit der sie 2010 Dortmunds Publikum elektrisierte. 2014 tat sie es nicht minder: Es gab Jubelstürme im Advent.

Dortmund am Freitagabend. Die große Gruberova ist da. Die letzte ihrer Art. Diskrete Diva. Perfektion ist nicht Idee, sondern Tat. Heiliger Ernst waltet über der türkisen Retro-Robe. Und Gruberovas Gesicht scheint zu sagen: Das ist kein Vergnügen, das ist Kunst, was ich Euch hören lasse!

Packendes Musiktheater ganz ohne Tudor-Dekor

Was passte dazu besser als Belcanto-Königinnen? So lauschen wir staunend bei Hofe von Donizettis Maria Stuarda, Anna Bolena und (aus „Roberto Devereux“) Elisabetta. Es ist unglaublich, fast 68 und dann ein so mühelos frei angesetztes hohes Piano. Silbrig, warm, auf dem fliegenden Teppich der Souveränität bis in den obersten Rang gesendet. 30 Jahre jüngere Kolleginnen würden vermutlich den kleinen Finger opfern, um das in dieser Güte abrufen zu können. Exzellent präzise formt sie heikle Triller, genau und nie geschludert klingen die Abstufungen.

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Und doch ist das alles nur Technik, unzulänglich beschrieben also. Wie Gruberova im nüchternen Konzerthaus die Schatten des Schafotts erfühlt, wie sie in vokalartistischer Exzellenz Seelenkunde lehrt, ist packendes Musiktheater ganz ohne Tudor-Dekor. Ein großer Abend.

Der Anlass der Meistersängerinnen-Visite? Edita Gruberova erhielt den mit 25 .000 Euro dotierten Preis der Kulturstiftung Dortmund. Die Eskorte dieses Arienabends hielt das Niveau der Gepriesenen nicht. Dortmunds durchaus engagierte Philharmoniker nötigte Dirigent Peter Valentovic zu vulgärer Phonstärke. Und dass Ex-Konzerthaus-Intendant Ulrich Andreas Vogt in seiner von Versprechern geplagter Laudatio nach acht (!) Jahren noch die Wundmale seiner Absetzung dokumentierte, war einer Königin nur begrenzt würdig.