Mainz. Das Nürburgring-Debakel als Bühnenstück? Kein Problem, dachte sich eine Mainzer Theatergruppe. Und rief das Großprojekt “Nürburger Flughafenphilharmonie“ ins Leben. Ähnlich verworren wie in der Eifel geht es auf der Bühne zu. Für das Publikum eine Herausforderung.

Ein Millionen-Scheck wechselt den Besitzer, eine Bande stiehlt eine revolutionäre Beam-Maschine, das Großprojekt "Nürburger Flughafenphilharmonie" scheitert: Das Theaterstück "Das Milliardengrab des Dr. Mabuse" ist nicht ganz einfach zu durchblicken. Am Mittwoch hat die Mainzer Gruppe "Theaterblauerstern" ihr Werk zum ersten Mal aufgeführt. Das fiktive Großprojekt "Nüfluphi" erinnert an umstrittene Bauvorhaben wie die Affäre um die skandalumwitterte Eifelrennstrecke Nürburgring. Alles dreht sich dabei um den Bösewicht "Mabuse". Der Clou: Jeder Zuschauer verfolgt nur einen von drei gleichzeitig ablaufenden Handlungssträngen.

Ein durchaus beweglicher Abend: Mehrmals scheucht das Ensemble sein Publikum in verschiedene Räume des zum Teil leerstehenden Allianzhauses in der Mainzer Innenstadt. Jede Gruppe bekommt so eine andere Sicht auf den Komplott um die "Nüfluphi" und die Machenschaften des "Dr. Mabuse".

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Wer ist der Schuldige am Scheitern des Großprojekts?

Wer etwa ein Kaninchen auf der Eintrittskarte hat, der landet in einer Trainingsstunde des dubiosen Motivationstrainers Thomas Müller. Er stellt seine Schützlinge vor die Wahl: Sie können "zusammenbrechen oder ausbrechen". Was als freundliche Mutmach-Lektion beginnt, steigert sich immer mehr zum Psychoterror. Schließlich wird die brave Claudia handgreiflich, Zweifler Lutz wütend und der nervöse Anoukhbar tickt aus.

Im Mittelpunkt stehe der Bösewicht, sagte Johanna Dupré vom Regieteam vor der Premiere. "An ihm kristallisieren sich gesellschaftliche Ängste." Selbst bei gescheiterten Großprojekten standen am Anfang gute Absichten, wie Dupré vermutet. Wie es trotzdem so schief gehen kann und wer der Schuldige ist, das sollen sich die Zuschauer fragen.

"Mabuse ist ein System, ein Netzwerk, eine Person", so redet Motivationstrainer Müller auf die Kursteilnehmer ein. Er hat die Truppe in das Zimmer einer jungen Youtube-Bekanntheit geführt, die zuvor in einem Video ihre revolutionäre Beam-Maschine vorgestellt hat.

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Manchem Zuschauer scheinen die Ortswechsel und das Wirrwarr aus Informationen zu viel zu werden. "In keiner Klapsmühle habe ich mehr erlebt", sagt einer zu seiner Sitznachbarin. Die stimmt zu: "Hier wird man ja bekloppt." Und als endlich klar wird, wer Mabuse sein soll, führen alle Handlungsstränge wieder zusammen - und es kommt ganz anders.

SPD scheiterte mit überdimensionalem Freizeitpark

Sechsmal führt Theaterblauerstern die Mabuse-Geschichte auf. Es ist das erste selbstgeschriebene Stück der Gruppe, die zum Großteil aus Studenten besteht. Die Idee entwickelte die Gruppe bereits vor etwa zwei Jahren, sagte Dupré. Die Dialoge entstanden zum Teil improvisiert während der Proben.

Die frühere SPD-Alleinregierung von Rheinland-Pfalz ließ vor einigen Jahren einen überdimensionierten Freizeitpark bauen. Die Privatfinanzierung scheiterte 2009, ein Rettungskonzept mit privaten Pächtern führte 2012 in die Insolvenz. (dpa)