Bielefeld. . Vor der Synode der westfälischen Landeskirche stellt deren Präses Annette Kurschus klar: “Die Ehe von Mann und ist und bleibt für die evangelische Kirche eine besondere Verbindung, mit einer herausgehobenen Bedeutung.“ Aber: Auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften sollen anerkannt werden.
„Die Ehe von Mann und ist und bleibt für die evangelische Kirche eine besondere Verbindung, mit einer herausgehobenen Bedeutung.“ Unmittelbar vor der am Montag in Bielefeld beginnenden Synode der westfälischen Landeskirche hat deren Präses Annette Kurschus noch einmal klar gestellt, dass auch das neue Familienpapier, das die Synode verabschieden soll, an dieser grundsätzlichen Haltung nichts ändern wird.
Mehr als zwei Jahre ist die Familienschrift in Gemeinden, Kirchenkreisen und auch unter den Synodalen diskutiert worden. Anfangs noch deutlich kontroverser als inzwischen, wie Albert Henz, Vizepräsident der westfälischen Protestanten, betont: Inzwischen stehe die überwältigende Mehrheit der evangelischen Christen im Lande klar hinter dem Familien-Positionspapier.
Unterschied: Trauung und Segnung
Das beinhaltet neben der ausdrücklichen Betonung der herkömmlichen Ehe aber auch das Anerkennen anderer Lebensformen und Lebensgemeinschaften. „Wir wollen die Familie in ihrer ganzen Vielfalt wahrnehmen und fördern. Wir wollen das Familienleben zum Glühen bringen“, formuliert Präses Kurschus: „Vorausgesetzt, diese Beziehungen basieren auf gegenseitigem Vertrauen und Verantwortung. Dabei haben wir die Ehe nie in Frage gestellt oder nivelliert. Auch künftig wird es daher keine Trauung von gleichgeschlechtlichen Partnern in unserer Landeskirche geben. Wohl aber soll die Synode den Weg öffnen, dass öffentlich kirchliche Segnungen vollzogen werden können.“
Wichtig sei es ihr auch, so die Präses, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen in der Vergangenheit oftmals Leidensgeschichten waren: „Wir müssen aber alle Menschen ausdrücklich in unsere Kirche mit einbeziehen und dürfen sie nicht ausschließen.“ Das gelte auch beim Thema Ehebruch, wo ja eigentlich das biblische Gebot verletzt werde. „Trost und Vergebung steht aber auch den Gebotsbrechern zu“, so die leitende Theologin. Vizepräsident Henz weitet den Blick zudem auf einen zusätzlichen Personenkreis: „Es ist noch immer eigentlich das größte verschämte Thema, dass Alleinerziehende oftmals an der Armutsgrenze leben und sich deshalb nicht in das Sozialgefüge unserer Gemeinden trauen. Das darf nicht sein.“
Steuereinnahmen auf Rekordniveau
Von Montag bis Donnerstag wird die westfälische Synode in Bielefeld tagen und neben der Familien-Debatte auch die Haushaltssituation der Landeskirche zur Kenntnis nehmen. Mit 490 Millionen Euro ist das Kirchensteueraufkommen in diesem Jahr so hoch wie noch nie; bislang galt das Jahr 1992 (477 Millionen Euro) als Spitzenreiter. Die vergleichsweise beruhigende Finanzsituation will der zuständige Vizepräsident Klaus Winterhoff vor allem für Rücklagen und zur Versorgungssicherung nutzen: „Etwa 20 Millionen Euro werden wir auch an die Kirchenkreise und Gemeinden weiterleiten; dazu legen wir drei Millionen perspektivisch für den angestrebten Kirchentag 2019 in Dortmund zurück.“
Als ein künftiges Schwerpunktthema der landeskirchlichen Arbeit hat Präses Kurschus bereits nach der Familien-Diskussion eine neue Fragestellung ausgemacht: „Wie sieht es mit der Kirchenbindung tatsächlich aus? Was erwarten die Menschen von uns? Das müssen wir erkunden und darauf Antworten finden.“