Wiesbaden. Vor fast 80 Jahren zwangen die Nazis einen jüdischen Unternehmer, seine Kunstsammlung zu verkaufen. Nun hat das Museum Wiesbaden für ein Bild Gerechtigkeit geschaffen und die Erben ausgezahlt. Bürger halfen bei der einmaligen Aktion mit - indem sie 35.000 Euro spendeten.
Wiedergutmachung für einen Kunstraub der Nazis: Das Landesmuseum Wiesbaden kauft jüdischen Erben das Gemälde "Die Labung" von Hans von Marées für 200.000 Euro ab. Bürger der hessischen Landeshauptstadt spendeten dafür 35.000 Euro, wie Museumsdirektor Alexander Klar am Freitag sagte.
Deutschland stehe in der Verantwortung, nach der Herkunft von Kunstwerken in seinen Museen zu forschen, sagte der hessische Kunstminister Boris Rhein (CDU): "Wir werden zentral in Hessen nach Raubkunst suchen." Dazu soll 2015 am Museum Wiesbaden eine Zentralstelle mit zwei Wissenschaftlern geschaffen werden, die auch die Bestände der Landesmuseen Darmstadt und Kassel erforschen.
Aktion "Wiesbaden schafft die Wende"
"Es geht alle Museen an", sagte auch Klar. "Die Labung" hatte bis 1935 dem jüdischen Unternehmer Max Silberberg aus Breslau gehört, der seine Kunstsammlung auf Druck der Nationalsozialisten verkaufen musste. Eine Wiesbadener Familie vermachte das Bild 1980 dem Museum. Klar gab es den Silberberg-Erben, einer israelischen Stiftung, zurück. Diese willigte in einen Verkauf ein, weil sich das Museum einen guten Ruf mit der Rückgabe von Raubkunst erarbeitet hat.
Die 200.000 Euro werden zu je einem Drittel von der Kulturstiftung der Länder und vom Förderverein des Museums getragen. Das letzte Drittel wollte das Museum mit einem Appell an den Bürgersinn der Stadt sammeln. "Wiesbaden schafft die Wende!", hieß die Aktion. Sieben Wochen hing das Gemälde mit der Rückseite zum Publikum. Bei einem Erfolg der Spendenaktion sollte es wieder gezeigt werden.
Es seien Spenden zwischen 5 und 1500 Euro eingegangen, sagte Klar. Er zeigte sich zufrieden, auch wenn das Sammelziel nicht erreicht wurde. Für die fehlende Summe springt die Hessische Kulturstiftung ein, so dass Klar und Rhein das 1879/80 entstandene Bild tatsächlich umdrehen und an seinen Platz hängen konnten. (dpa)