Gelsenkirchen-Ückendorf. Stefan Stoppok spielt in der Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen zwei Stunden mit Zugaben: Sein „Echter Klang statt Fake Noise“ wird gefeiert.

Über 40 Jahre Bühnenerfahrung, solo oder mit Band, da hat man die Antwort auf die drängendsten Fragen praktisch im Ärmel. Stefan Stoppok kann in der ausverkauften Heilig-Kreuz-Kirche mit zwei Worten alles sagen. „Wenn ihr mich fragt, wie‘s mir geht“, sagt er nur, und legt mit den gut 700 Fans los: „Alles klar!“. Er ist zurück und lässt sich feiern, gibt nach Corona-Zwangspause und seinem Herzinfarkt Vollgas, als wäre er nie weg gewesen.

Über zwei Stunden stemmt er solo bei seinem Programm „Echter Klang statt Fake Noise“ ohne jede Pause, plaudert, ulkt, erzählt, und sagt auch noch glatt drei Songs als Zugabe zu. Hausherr Helmut Hasenkox, Geschäftsführer der Emschertainment GmbH, skizziert vorab kurz das Besondere dieses Abends mit der letzten Show in diesem Jahr.

In Gelsenkirchen lässt Stoppok die Finger fliegen

„Es war ein Knallerjahr, und ich kann mir nix Schöneres vorstellen als den Abschluss mit Stoppok“, erklärt er stolz, „denn die Leute lieben dieses Haus, ob auf oder vor der Bühne. Wir haben eine Auslastung von 90 Prozent gehabt.“ Bei Stoppoks letztem Konzert sei im März 2020 die Kaue „gesteckt voll“ gewesen, direkt vor dem Lockdown. Dann kam eines der Probe-Vorlauf-Konzerte in der Heilig-Kreuz-Kirche mit 250 Leuten.

„2022 hat es ihn dann übel aus der Kurve getragen“, streift er nur kurz den Hintergrund für die Absage in diesem Jahr. Denn Stefan Stoppok hatte einen Herzinfarkt. „Er ist wieder hergestellt“, freut sich Hasenkox nun, „und er spielt wieder alles“. Damit verspricht er wahrlich nicht zu viel.

Vier Gitarren setzt der Mann im rot-grün großkarierten Anzug heute insgesamt ein, und wenn er zu dem zwölfsaitigen Instrument greift, wird es geradezu andächtig still. Denn dann fliegen die Finger noch einmal schneller, dehnt er die Solopartien aus und spielt geradezu befreit auf.

„Alles klar!“, so eröffnet Stefan Stoppok das letzte Konzert des Jahres in der Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen, und sagt damit eigentlich alles.
„Alles klar!“, so eröffnet Stefan Stoppok das letzte Konzert des Jahres in der Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen, und sagt damit eigentlich alles. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Das hätte ich selber nicht gedacht“, fasst er nur zusammen, was dieser 34. Auftritt auf seiner aktuellen Tournee bedeutet, und das nach Corona und dem Infarkt. Den verarbeitet er auf ganz eigene Art, souverän und breit lächelnd. Wegen der Blutverdünner, die er nun nehme, gebe es keine Thrombosegefahr mehr, deshalb auch keine Pause, wie sonst für Künstler ab 50 vorgeschrieben, witzelt er, spürbar voller Lebensfreude und Energie.

Die Fans in Gelsenkirchen feiern den Liedermacher

„Ich schieb‘ den Blues“, singt er flott, und ergänzt „vor mir her“. Seine Botschaften sind immer noch einfach und kommen heute vielleicht noch einmal etwas authentischer an. „Das ist mein wohl positivster Song“, erklärt er, „denn die Erde wird überleben, und es fällt alles nur auf uns zurück“. Deshalb singt er „Wir haben alles vergeigt, was nur irgendwie geht, ein Wunder, dass sich die Erde immer noch dreht.“

„Sei nicht sauer, mein Schatz“, schiebt er gleich hinterher, warum das Ende einer Beziehung nur noch ein Riesenfest sein sollte. Er sprüht und albert herum, und die Fans feiern ihn, und natürlich sind sie textfest. Nacheinander reißt Stoppok sie mit, liefert „Pack mit an!“, „Geld oder Leben“, und fasst seine Gefühle zusammen mit „Wie schnell ist nix passiert“.

„Es ist aber auch schön“, meint er nur, als sie ihn stehend, klatschend und pfeifend zur Zugabe überredet haben, zeigt die Fäuste und das „Victory“-Zeichen. Heute Abend ist „alles klar“.

Ein Wiedersehen mit Stefan Stoppok gibt‘s am 6. März 2024 in der Zeche Bochum. Im Februar soll dann sein neuer Liederzyklus „Teufelsküche“ herauskommen, sowohl als CD wie auf Vinyl.