Düsseldorf. Vor drei Wochen erschütterte eine schwere Kiosk-Explosion Düsseldorf-Flingern. Drei Menschen starben. Nun gibt es ein weiteres Todesopfer.

In einem Wohnhaus an der Lichtstraße in Düsseldorf kam es am 16. Mai zu einer Explosion. Drei Menschen starben. Eine Frau, die in Lebensgefahr schwebte, starb nun im Krankenhaus.
In einem Wohnhaus an der Lichtstraße in Düsseldorf kam es am 16. Mai zu einer Explosion. Drei Menschen starben. Eine Frau, die in Lebensgefahr schwebte, starb nun im Krankenhaus. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit
  • Nach dem verheerenden Brand in einem Wohnhaus in Flingern-Nord sind die Ermittlungen weiter vorangeschritten
  • Alles deutet darauf hin, dass der 48-jährige Kioskbesitzer den Brand selbst gelegt hat
  • In dem Kiosk in Düsseldorf-Flingern ist es in der Nacht zu Donnerstag (16. Mai) zu einer Explosion gekommen
  • Drei Menschen sind dabei gestorben, 16 Menschen wurden teils schwerverletzt
  • Eine Frau, die in Lebensgefahr schwebte, ist nun verstorben

In der Nacht auf den 16. Mai erschütterte eine schwere Explosion eines Kiosks und ein anschließend verheerendes Feuer in einem Wohn- und Geschäftshaus Düsseldorf-Flingern. Drei Menschen starben, darunter der Kioskbesitzer, 16 Personen wurden verletzt. Eine Anwohnerin musste mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Spezialklinik gebracht und intensivmedizinsch behandelt werden. Wie die Polizei Düsseldorf am Dienstag (4. Juni) mitteilte, ist die Frau nun ihren schweren Verletzungen erlegen.

Unterdessen sind die Ermittlungen der Mordkommission (MK Lichtstraße) und der Staatsanwaltschaft weiter vorangeschritten. Kurz nach dem Unglück nahm der Fall eine verstörende Wendung: Die Explosion soll mutwillig herbeigeführt worden sein. Den Verdacht bestätigte die Polizei in einer Mitteilung am 28. Mai.

„Zum jetzigen Stand der Ermittlungen muss davon ausgegangen werden, dass der 48 Jahre alte Kioskbetreiber den nachgewiesenen Ottokraftstoff in dem Ladenlokal ausgebracht und entzündet hat“, heißt es seitens der Beamten. Dem Anschein nach soll der Inhaber Faridoon F. von der „explosiven Umsetzung des Brandbeschleunigers“ überrascht worden sein.

Explosion in Düsseldorf: Kioskbetreiber soll Brand selbst gelegt haben

Dass der 48-Jährige im Streit mit einigen Anwohnern gestanden haben soll und der befristete Vertrag zur Nutzung der Kioskräumlichkeiten zum Ende des Jahres 2024 auslaufen sollte, könnten laut Polizei Motive für die Tat gewesen sein. Außerdem erklären die Beamten, dass sich der Düsseldorfer Kioskbetreiber wegen einer psychischen Erkrankung in Behandlung begeben haben soll.

Unterdessen habe die Polizei das Haus nach Abschluss der Untersuchungen vor Ort freigegeben. Die Bewohner könnten in Absprache mit dem Hausverwalter ihr Hab und Gut aus ihren Wohnungen holen. Bewohnbar sei das Gebäude aber im aktuellen Zustand nicht mehr.  

Explosion in Düsseldorf-Flingern: Todesopfer wies Stichverletzung auf

Mittlerweile sind auch die anderen beiden Verstorbenen identifiziert worden. Es handelt sich um den 18-jährigen Ada Abay und um einen Mann im Alter von 55 Jahren. Wie Staatsanwalt Martin Stücker auf NRZ-Nachfrage bestätigte, wies der 55-Jährige frische Stich- und Schnittverletzungen auf: „Es wurde festgestellt, dass der Mann solche Verletzungen hatte. Dies war aber nicht die Todesursache“, erklärte Stücker am Mittwoch (22. Mai).

Woher die Stichverletzungen stammen, sei unklar und ist Gegenstand der aktuellen Ermittlungen, betont der Staatsanwalt. Die Verletzungen habe sich der 55-Jährige vermutlich selbst beigebracht, ob versehentlich in Panik wegen des Feuers sei noch unklar. Jedenfalls gebe es keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung, heißt es in einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Weitere Erkenntnisse gebe es ansonsten bisher nicht zu der Kiosk-Explosion, so Stücker weiter.

Nach dem ersten Befund sind der 55-Jährige und Ada Abay an den Folgen einer Rauchgasintoxikation gestorben. Sie waren Bewohner des Mehrfamilienhauses. Faridoon F. starb laut Obduktion unmittelbar an den Folgen der Explosion. Der 18-jährige lebte mit seiner Familie in dem Haus. Er und das 55-jährige Opfer erlagen Rauchgasvergiftungen.

Kiosk-Explosion in Düsseldorf: Kripo entdeckt Brandbeschleuniger

Laut Kriminalpolizei sei in dem Kiosk eine brennbare Flüssigkeit verteilt worden, die wohl Ursache der Explosion gewesen sei. Die Explosion hatte zu dem verheerenden Brand in dem Mehrfamilienhaus geführt. Laut Medienberichten sei vor Wochen der Pachtvertrag mit dem Kioskbetreiber gekündigt worden. Dem Vernehmen nach, weil es aus der Nachbarschaft zahlreiche Beschwerden gegeben hatte. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings aus.

Fest steht jedenfalls, dass die Leiche des Betreibers in unmittelbarer Nähe des Geschäfts gefunden wurde. Genauer: am Zugang zum Geschäft, der im Hausflur liegt. Die Vermutung liegt also nahe, dass er den Brandbeschleuniger im Laden verteilt hatte, dann aber selbst von der Wucht der Explosion überrascht und getötet wurde. Zusammen mit der Kündigung, ist es nicht auszuschließen, dass der 48-jährige Faridoon F. vor der Geschäftsaufgabe noch bei der Versicherung abkassieren wollte. Bestätigt ist hier allerdings nichts. Die Ermittlungen dauern noch an.

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Brandort wurde durch viele Spezialisten untersucht

Der Brandort war durch mehrere Spezialisten untersucht worden. Dabei konnte umfangreiches Spurenmaterial gesichert werden. Erste kriminaltechnische und chemische Untersuchungen, u.a. des Brandschutts aus dem Kiosk, haben frühzeitig deutliche Hinweise auf Brandbeschleuniger, in diesem Fall Benzin, ergeben.

Die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass die brennbare Flüssigkeit in dem im Erdgeschoss gelegenen Ladenlokal verteilt worden ist, was die Entwicklung eines zündfähigen Benzin-Luft-Gemischs zur Folge hatte. Ein solches Gemisch setzt bei Entzündung explosionsartig Energie frei. So, wie es bei dem Ratinger Angriff auf Polizisten der Fall gewesen war.

Explosion in Düsseldorf: Dramatischer Feuerwehreinsatz am Donnerstagmorgen

Die Explosion in dem Kiosk hatte in Düsseldorf für einen dramatischen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Passiert war es gegen 2.30 Uhr in der Nacht auf Donnerstag in dem Mehrfamilien- und Geschäftshaus an der Kreuzung Lichtstraße und Grafenberger Allee, sagt Alexander Vieten, Sprecher der Feuerwehr Düsseldorf. Als die Feuerwehr kam, „brannte der Kiosk schon lichterloh.“ Außer den drei Toten gab es 16 Verletzte.

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Explosion in Düsseldorf-Flingern: „Dachte, hier ist eine Bombe eingeschlagen“

Der Brandgeruch war am Donnerstagmorgen noch mehrere hundert Meter weiter zu riechen, wie unser Reporter vor Ort berichtete, Trümmerteile lagen auf der Straße. Rollos wurden zerschlagen und auf die andere Straßenseite geschleudert, Glassplitter ebenfalls. Der Kiosk ist komplett zerstört, das sechsstöckige Gebäude, in dem sich der Kiosk befindet, ist nicht mehr bewohnbar. Einsturzgefährdet ist das Wohnhaus aber nicht, wie die Düsseldorfer Feuerwehr am Donnerstag mitteilte.

„Ich dachte, hier ist eine Bombe eingeschlagen“, erzählte ein Anwohner. Er ist in der Nacht von dem riesigen Knall wach geworden. „Dass sowas vor der Haustür passiert, ist der absolute Albtraum“, erklärt er.

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Explosion in Düsseldorfer Kiosk: Am Anfang stehen Gerüchte um Vertuschungstat

Staatsanwalt Martin Stücker machte sich am Donnerstagmorgen selbst ein Bild von der Lage vor Ort. Eine detaillierte Beweislage gab es da noch nicht, wie er unserem gegenüber Reporter bekannte. Vor Ort kursierte zwischenzeitlich das Gerücht, dass es sich bei dem Brand um eine Vertuschungstat gehandelt haben soll. Laut eines Berichtes des WDR hieß es aus Feuerwehrkreisen, dass eine Leiche „massive Verletzungen“ aufgewiesen habe, „die nicht vom Brand oder der Explosion“ stammen sollen. Das wurde aber inzwischen dementiert.


Ein Trümmerfeld - das Haus und die beschädigten Autos an der Ecke Lichtstraße und Grafenberger Allee in Düsseldorf-Flingern.
Ein Trümmerfeld - das Haus und die beschädigten Autos an der Ecke Lichtstraße und Grafenberger Allee in Düsseldorf-Flingern. © NRZ Düsseldorf | Stephan Wappner

So erlebten Anwohner die Katastrophe von Flingern

Eine Anwohnerin, die gegenüber der Haltestelle „Engerstraße“ und des Brandgebäudes wohnt, hat in den frühen Morgenstunden gesehen, wie Anwohner aus dem ersten Stock gesprungen sind, schildert sie unserem Reporter.

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Detlef Melzer wohnt in einem Nachbarhaus an der Grafenberger Allee. Er habe von der Explosion nichts mitbekommen. „Die Feuerwehr hat uns heute Nacht aus dem Bett geklingelt“, erzählt er. Er, seine Nachbarn und die Bewohner von zwei weiteren Häusern wurden in einen nahegelegenen Kindergarten gebracht und versorgt. „Die Feuerwehr hat das super organisiert“, lobt Melzer.

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Hans Jordans hat das ganze Ausmaß der Explosion erst am Morgen danach gesehen. „Heute Nacht haben die Scheiben gewackelt. Ich dachte, irgendetwas ist mit einem Stromkabel.“ Er wohnt im gegenüberliegenden Haus. „Traurig, traurig“, sagt der Düsseldorfer darüber, dass es drei Todesopfer gibt. Er kenne den Betreiber des Kiosks, habe dort häufiger eingekauft.

„Das ist eine Detonation, die es in sich hatte“, sagt auch ein Mitarbeiter der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU). Schließlich seien noch Autos auf der anderen Straßenseite von der Detonation ergriffen worden.

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Ursache der Kiosk-Explosion ist noch unklar

Einen dramatischen Großeinsatz hatte die Feuerwehr Düsseldorf in der Nacht: In einem Kiosk eines Mehrfamilien- und Geschäftshaus in Flingern hat es eine Explosion gegeben.
Einen dramatischen Großeinsatz hatte die Feuerwehr Düsseldorf in der Nacht: In einem Kiosk eines Mehrfamilien- und Geschäftshaus in Flingern hat es eine Explosion gegeben. © Patrick Schüller | Patrick Schüller

Alle Verletzten sind in Krankenhäuser gebracht worden. Das betroffene Haus ist nicht mehr bewohnbar. Auch 70 Bewohner von angrenzenden Gebäuden hatten ihre Wohnungen verlassen müssen. Die Stadt Düsseldorf hat für die Bewohner eine Notunterkunft in einem nahegelegenen Kindergarten eingerichtet.

Die Nachbarhäuser sind aber erstem Anschein nach nicht beschädigt. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller machte sich am Donnerstagvormittag vor Ort ein Bild von der Lage und versprach Hilfe für alle betroffenen Anwohner: „Die Stadt Düsseldorf bedankt sich bei dem Einsatz der Feuerwehr Düsseldorf und wird all denjenigen, die unsere Unterstützung benötigen, zur Seite stehen.“

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (links) machte sich am Donnerstagvormittag ein Bild von der katastrophalen Lage an der Lichtstraße in Flingern.
Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (links) machte sich am Donnerstagvormittag ein Bild von der katastrophalen Lage an der Lichtstraße in Flingern. © NRZ Düsseldorf | Stephan Wappner

Feuerwehr mit bis zu 100 Kräften im Einsatz

Am frühen Donnerstagmorgen war die Feuerwehr noch mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Rund neun Stunden waren die in der Spitze etwa 100 Kräfte nach Angaben der Feuerwehr im Einsatz. Über die Höhe des Sachschadens können noch keine Angaben getroffen werden, teilte die Feuerwehr Düsseldorf mit.

Bis zum Donnerstagnachmittag liefen vor dem Brandgebäude die Aufräumarbeiten. Autowracks, die von Trümmern erfasst wurden, oder in Flammen aufgegangen sind, wurden abgeschleppt. Außerdem mussten Trümmerteile von der Fahrbahn und dem Gehweg beseitigt werden. Der Bereich wurde rund um die Lichtstraße und die Grafenberger Allee großräumig abgesperrt.

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Vor dem betroffenen Haus fahren normalerweise auch mehrere Linien der Rheinbahn. Der Betrieb wurde in der Nacht zu Donnerstag eingestellt. Erst am Donnerstagabend konnte die Rheinbahn melden, dass alle Bahnen wieder fahren. Betroffen waren die Linien U72, U73, U83 und 709.