Berlin. Züchter sollen ihre Pferde nicht mehr mit Brandzeichen markieren. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Agrarministerin Aigner. Der Tierschutz habe für sie „hohe Priorität“. Sie reagiert auf eine Initiative des Bundesrates und Forderungen der Grünen.

Das Brenneisen ist etwa 800 Grad heiß, wenn es für ein paar Sekunden in die Haut des Pferdes gedrückt wird. So ist es seit Jahrhunderten Brauch, so kennt es jeder aus Western. Aber das Brandzeichen, der so genannte Schenkelbrand, ist nicht mehr nötig, meint Bärbel Höhn, die Ex-Umweltministerin von NRW. Sie und die Grünen haben im Bundestag ein Verbot beantragt. Die Brenneisen seien „äußerst schmerzhaft“ und mit dem Tierschutz nicht vereinbar. Dazu gebe es auch Alternativen, wie sie unserer Zeitung erläutert. Man kann Chips, elektronische Transponder, unter die Haut implantieren. Ihre Anbringen verursache weniger Schmerzen, Leiden, Schäden für die Tiere.

Es reiche nicht, den Tierschutz ins Grundgesetz zu schreiben. „Wenn man glaubwürdig bleiben will, muss man auch danach handeln“, fordert Höhns Kollegin Undine Kurth. Das sieht eine Mehrheit der Bundesländer genau so. Der Bundesrat hatte im Oktober 2010 die Regierung aufgefordert, den Schenkelbrand zu verbieten. Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) reagiert jetzt umgehend. Sie unterstütze den Wunsch der Länder, versicherte Aigner der WAZ-Mediengruppe. Sie werde „das Tierschutzgesetz entsprechend ändern“ und den Schenkelbrand „in Zukunft verbieten“. Das Brandzeichen sei „nicht mehr zeitgemäß“. Der Tierschutz habe hohe Priorität.

Altes Statussymbol

Auch die EU schreibt seit 2009 schonendere Methoden vor, sagt Kurth. Dass Züchter an Brenneisen – beim Kaltbrand auf minus 80 Grad gekühlt – festhalten, erklärt sich Höhn vor allem mit der Tradition: „Wer sein Zeichen weitergeben will wie Ramses II., hält am Schenkelbrand fest“. Für Martin Spoo ist es eine Tradition, „die vielen Züchtern sehr wichtig ist.“ Oft sei im Brandzeichen zugleich auch das Familienwappen verankert, „denen brechen sie das Herz, wenn das jetzt verboten wird“, sagt der Geschäftsführer des Zuchtverbands Rheinisches Pferdestammbuch. Bei einem Turnier kann man auf einen Blick erkennen, wo das Pferd herkommt. „Von Züchtern zu verlangen, dieses Statussymbol aufzugeben, ist, als wenn man den Mercedesstern bei den Autos verbieten würde“, ergänzt er.

Allein, es sind keine Autos. Es sind Lebewesen. Höhn kennt die Vorteile des Brandzeichens. Aber sie sieht nicht ein, „warum man Tieren Verbrennungen dritten Grades zufügen muss.“ Fachmännisch gemacht, sei die Schmerzzufügung aber „völlig unerheblich“, erklärt Spoo.

Ralf Unna, von Beruf Tierarzt und zugleich Sprecher des NRW-Verbands des Tierschutzbunds, kann die Argumentation nicht verstehen. „Ich würde vorschlagen, dass jemand, der so etwas behauptet, das an sich selbst ausprobiert.“ Das ursprüngliche Brandzeichen sei heute einfach obsolet. Jedes Tier, das auf Turniere geht, sei „gechippt“. Außerdem sei schon lange klar, dass der Brand nicht ausreiche, um ein Pferd wirklich eindeutig identifizieren zu können. Mit dem Alter, so der Tierschützer, „wird der Brand unleserlich.“