Brüssel.Osterzeit ist Hasenzeit: Doch während die schokoladigen Langohren Kindern wie Erwachsenen das Fest versüßen sollen, leiden ihre lebendigen Verwandten zu häufig unter grausam beengter Haltung.

Die liberalen Europaabgeordneten Nadja Hirsch und Britta Reimers haben nun die Kommission um eine Stellungnahme zu den traurigen Zuständen gebeten.

Ähnlich wie Legehennen werden die etwa 25 Millionen deutschen Mastkaninchen häufig in Käfigbatterien gehalten. Die Gitter dort schneiden in die Pfoten, die Wirbelsäule krümmt sich in der qualvollen Enge und das ballaststoffarme Mastfutter verursacht Verdauungsstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen. Zustände, wie sie laut Marius Tünte vom Tierschutzbund bei der Mehrzahl der Betriebe vorzufinden sind.

Keine Richtlinien zur Nutztierhaltung

Zwar gibt es allgemeine Richtlinien zur Nutztierhaltung, aber keine speziellen Verordnungen für die gewerbliche Kaninchenhaltung, weder auf deutscher noch auf europäischer Ebene. In einem Beschluss vom Februar 2009 fordert der deutsche Bundesrat die Regierung zum Handeln auf, seither hat sich nichts getan. Gegenüber der ARD ließ Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner jüngst mitteilen, ein Gesetzentwurf solle noch während der aktuellen Legislaturperiode vorgelegt werden.

Am liebsten würde sein Verband zum Boykott aufrufen, artgerechte Haltung sei bei Kaninchen kaum möglich, befinden die Tierschützer. Die zweitbeste Möglichkeit sei allerdings der bewusste Konsum. Tünte empfiehlt Neuland-Fleisch oder den regionalen Einkauf. Interessierte Verbraucher sollten sich nach den Haltungsbedingungen erkundigen. Gütesiegel, die eine artgerechte Aufzucht bescheinigen, suggerierten dagegen falsche Sicherheit, so Tünte: „Auch dort finden Sie eine Haltung, die null tiergerecht ist.“


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