Horstmar..

Eine wachsende Population der Kanadagänse macht dem Horstmarer See in Lünen zu schaffen. Der Kot der Wildvögel verunreinigt das Gewässer mit Salmonellen und coliformen Bakterien inzwischen so sehr, dass ein Badeverbot im Sommer nicht mehr auszuschließen ist. Die Abteilung Stadtgrün will das auf jeden Fall verhindern und sucht nach einer Lösung.

Thomas Herkert von Stadtgrün spricht von 400 bis 500 Gänsen. Sie seien auch in den Lippeauen zu beobachten, würden sich vornehmlich aber am Horstmarer See aufhalten, weil sie dort gefüttert würden. Das sei das Hauptproblem dabei. Er ärgert sich über das gedankenlose Verhalten der Menschen. „Die Tiere sind doch nicht blöd. Die gehen dorthin, wo sie satt werden.“

Problem bekannt vom Cappenberger See

Und sie bleiben. Kanadagänse sind standorttreu, weswegen die Population in den letzten Jahren stetig stieg und in den vergangenen Monaten bedenkliche Ausmaße annahm.

Das Problem mit dem Füttern von Wildvögeln ist in Lünen kein neues. Am Cappenberger See waren es mal Enten, die von Spaziergängern so viele Brotkrumen bekamen, dass das Gewässer von der Kotbelastung zu kippen drohte. Allerdings ist der Cappenberger See kein Badegewässer.

Wohl aber der Horstmarer See. Und er unterliegt der EU-Baderichtlinie. In den vergangenen Jahren schnitt das Gewässer bei der Überprüfung der Wasserqualität immer mit einem „Sehr gut“ ab. „Dieses Ergebnis werden wir nicht mehr erreichen“, ist Herkert überzeugt. Vielmehr sei zu befürchten, dass bei der nächsten Messung, die möglicherweise im Februar, wahrscheinlich aber erst im März stattfindet, die Grenzwerte sogar schon überschritten werden. „Wenn das eintritt, bleibt dem Kreis Unna als Aufsichtsbehörde gar nichts anderes übrig, als das Badeverbot auszusprechen“, erläuterte Herkert.

Salmonellen und coliforme Bakterien können bei Menschen Infektionen, Entzündungen und Durchfall auslösen.

Das Badeverbot mag vor Krankheiten schützen, löst das Problem aber nicht. Thomas Herkert befürchtet sogar Gegenteiliges. Wenn im Sommer die Badegäste ausblieben, würden sich die Gänse eher noch ungestörter vermehren können. Was also tun?

Für Herkert gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Tiere zu vergrämen oder sie zu bejagen. Lärm, um die Gänse vom See zu vertreiben, kommt für Herkert eher nicht in Frage. Rund um den Seepark befinden sich Wohnhäuser.

Bliebe das Bejagen. Stadtgrün ist sich nicht sicher, ob ein Abschuss der Kanadagänse in der Bevölkerung überhaupt vermittelbar ist. Tierschützer könnte das auf die Barrikaden bringen.

„Wir müssen eine Lösung finden, die irgendwo dazwischen liegt“, erklärte gestern Stadtgrün-Leiter Dieter Memmeler. Er wünsche sich eine sachliche Diskussion darüber.

Thomas Herkert weist darauf hin, dass das Füttern von Wildvögeln nicht gestattet ist. Wer sich nicht dran hält, verschärfe die Situation am Horstmarer See nur noch. „Das weiß eigentlich jeder.“ Darum mache es auch keinen Sinn, im Seepark Hinweisschilder aufzustellen. Um das Verbot durchzusetzen, müsste man außerdem durchgehend kontrollieren. Das könne niemand, sagt Herkert.