Essen/Gladbeck. Mutter zu werden, ist nicht immer leicht. Viele Schwangere werden von Sorgen und Ängsten vor der Zukunft mit einem Kind geplagt. Eine Beratung kann helfen, Verantwortung zu übernehmen und mit der Situation besser klarzukommen. Eine Familienhebamme und eine Schwangerenberaterin geben Tipps, auf was betroffene Frauen achten sollten.
Ein Kind zu bekommen, das bringt eine Menge Verantwortung mit sich. Nicht jede schwangere Frau fühlt sich der Aufgabe, Mutter zu werden, gleich gewachsen: Viele werden von Ängsten und Sorgen vor der Zukunft geplagt und brauchen Hilfe. Fachkundige Ärzte, Familienhebammen und Schwangerenberaterinnen wie Barbara Hildebrand-Vohl von der Organisation „donum vitae“ bieten ihre Unterstützung an, damit die Frauen Profis für ihre eigene Schwangerschaft werden können.
Warum sind nicht alle werdenden Mütter glücklich über ihre Schwangerschaft?
„Die Angst, das Kind nicht lieben zu können und als Mutter etwas verkehrt zu machen, ist besonders groß“, sagt die Familienhebamme Désirée von Bargen. Sie und ihre Kolleginnen stehen Schwangeren nicht nur bei medizinischen, sondern vor allem bei psychosozialen Fragen zur Verfügung. Auf eine Betreuung durch eine freiberufliche Hebamme haben alle Frauen ein Recht – ebenso wie auf die Beratung beim Gynäkologen oder bei Institutionen wie der Caritas oder der Diakonie (ebenso: Arbeiterwohlfahrt, Pro Familia, Gesundheitsamt, siehe Kasten). Die Sozialpädagogin Barbara Hildebrand-Vohl arbeitet als Beraterin bei der Beratungsstelle „donum vitae“ und leitet das Projekt „Baby Inside“. Sie weiß um die Gedanken, die Schwangere bewegen: „Alles andere kann ich wechseln – den Handyvertrag, die Wohnung, den Partner. Ein Kind aber bleibt mir immer, und das bedeutet, mein altes Leben ist vorbei und das neue kann ich mir noch nicht so richtig vorstellen.“
Welche Fragen tauchen häufig auf?
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Beraterin Hildebrand-Vohl und Familienhebamme von Bargen bekommen häufig mit, dass sich die Frauen ganz praktisch darum sorgen, dass ihre Stelle ihnen nicht gesichert bleibt – vor allem wenn sie einen befristeten Vertrag haben. Sie fragen sich, ob und wie sie nach der Geburt in ihren Job zurückkehren können. Wo soll mein Kind zur Welt kommen? Wo und wie erhalte ich Unterstützung im Wochenbett? Wie wird mein Leben mit einem Baby? Im Privatleben tauchen andere Probleme auf. Etwa: Wie gehe ich damit um, dass sich die Eltern oder der Partner nicht auf das Baby freuen? Was tun, wenn das Kind behindert ist? Wenn ich als Schwangere von meinem Partner getrennt lebe – wie bekomme ich Unterstützung? Was unternehme ich bei Schwangerschaftsbeschwerden wie Rückenschmerzen?
Was können die Frauen für sich und ihr Kind tun?
Familienhebamme Désirée von Bargen hilft vielen Frauen, die unsicher sind, weil sie etwa keine sichere Bindung zu ihren eigenen Eltern haben, oder wissen, dass sie alleinerziehend sein werden. Sie brauchen Unterstützung dabei, das werdende Leben anzunehmen. Von Bargen: „Diese bekommen sie im Projekt Baby Inside, indem wir ihnen Wissen vermitteln und die Bindung zum Baby stärken. Die Schwangere spricht mit dem Baby im Bauch, legt die Hand auf und tut etwas Gutes für sich sowie das Kind. Ganz konkret, indem sie sich gesund ernährt, ein weniger stressiges Leben führt, weniger raucht, keinen Alkohol trinkt und regelmäßig zur Vorsorge geht.“ Gemeinsam werden Übungen einstudiert, die etwa Entspannung bei schwangerschaftsbedingten Rückenschmerzen bringen. Beraterin Barbara Hildebrand-Vohl kennt die Antworten auf praktische Fragen: Finanzielle Unterstützung gibt es nach ihren Worten zum Beispiel bei der Bundesstiftung Mutter und Kind (siehe Kasten), während Betriebsräte und Gewerkschaften mehr über Mutterschutzrichtlinien wissen und dabei helfen, Dienstpläne im Sinne der Schwangeren zu verändern.
Wie können Frauen Profis für die eigene Schwangerschaft werden?
Frauen, die wissen, was auf sie zukommt, haben weniger Angst. Welche Untersuchungen sind notwendig? Vor- und auch Nachteile von Pränataldiagnostik? Was steht in meinem Mutterpass? Weil Schwangerenberaterin Hildebrand-Vohl diese Fragen kennt, rät sie zu einem Geburtsvorbereitungskurs in Geburtskliniken, den es auch für Alleinstehende gibt. Gehen Frauen nicht zu den Kursen der Elternschulen, haben sie im Projekt Baby Inside die Möglichkeit, sich vorzubereiten. Mithilfe einer Puppe wird der Geburtsvorgang nachvollzogen. Dazu gibt es Tipps für die richtige Atmung und Bewegung bei Schmerzen. Hildebrand-Vohl: „Wir reden auch darüber, wie die Frauen sich das Leben mit Baby vorstellen und welche Anschaffungen sinnvoll und notwendig sind.“
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Auf welche Weise kann eine glückliche Geburt in die Wege geleitet werden?
„Die Frau muss sich in der Geburtsklinik oder im Geburtshaus wohlfühlen“, sagt die Schwangerenberaterin. Sie rät werdenden Müttern, sich bei Informationsabenden und Kreißsaalbesichtigungen, die die Kliniken regelmäßig anbieten, umzusehen und die Fragen zu stellen. Dies können neben medizinischen Fragen auch solche nach Gebärhocker oder Badewanne sein. Insgesamt ist Barbara Hildebrand-Vohl der Ansicht: „Man kann nicht alle Eventualitäten einer Schwangerschaft und einer Geburt bedenken. Deshalb sollte man das Vertrauen in sich selbst sowie in die Natur stärken und an der Einstellung arbeiten. Nach dem Motto: Ich bin guter Hoffnung und genieße es.“ Die Hormone, so fügt sie augenzwinkernd hinzu, sorgen wie ein Aufputschmittel zudem dafür, dass Mütter vieles schaffen, was sie vorher kaum für möglich hielten. „Dabei sollte man sich Unterstützung suchen – etwa von Freunden, die auch Kinder haben, oder von ehrenamtlichen Paten, die über die Caritas oder Ehrenamtsagenturen vermittelt werden können.