Berlin. Der Bundesgesundheitsminister appelliert an die Pharmaindustrie, mehr Verantwortung zu unternehmen. Hintergrund ist der Anstieg der Medikamentenausgaben der Krankenkassen im ersten Halbjahr. Kritik übte Gröhe indessen daran, dass neue Innovationen nicht neuen Patientenbedürfnissen gerecht würden.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat an die Arzneimittelindustrie appelliert, mehr gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen. "Der Missbrauch von Marktmacht einzelner Unternehmen zulasten der Versichertengemeinschaft ist nicht akzeptabel", schrieb Gröhe im "Handelsblatt" (Montag). Hintergrund ist der starke Anstieg der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen im ersten Halbjahr, der zu einem großen Teil auf ein sehr teures, aber anerkannt wirksames Medikament gegen Hepatitis C zurückgeht.

Die Zeitung zitierte Krankenkassenkreise, die davon ausgehen, dass allein dieses Medikament zu Mehrausgaben für Arzneimittel bei den Krankenkassen von einer Milliarde Euro führen werde. Gröhe schrieb, er wolle dafür sorgen, dass auch in Zukunft Innovationen allen Bürgern schnell zur Verfügung stehen. "Es ist ein großer Erfolg, dass medizinische Innovationen in Deutschland zumeist schnell Teil der Regelversorgung werden. Das muss auch in Zukunft so bleiben."

25.000 Menschen sterben infolge einer Antibiotika-Resistenz

Indirekt kritisierte Gröhe die Industrie dafür, dass ihre Innovationen "keineswegs automatisch neuen medizinischen Herausforderungen und Patientenbedürfnissen" gerecht würden. "In Europa sterben jedes Jahr 25.000 Menschen infolge einer Antibiotika-Resistenz. Doch nur noch wenige Hersteller investieren in die Entwicklung neuer Antibiotika." (dpa)