Tönisvorst/Monrovia. . Die deutsche Ärztin Margret Gieraths-Nimene kämpft im westafrikanischen Liberia unter schwierigen Bedingungen gegen die Ebola-Epidemie. Drei ihrer Mitarbeiter sind bereits an der Krankheit gestorben. Sie wird unterstützt vom niederrheinischen Hilfswerk „action medeor“.

Margret Gieraths-Nimene ist eine resolute Frau. Sie weiß, wann es soweit ist, die Ärmel mal wieder etwas höher hochzukrempeln als normal, sie versteht, anzupacken, da, wo die Menschen in Liberia, Westafrika, mal wieder besonders leiden.

Mit ihrem Mann, Dr. Domo Nimene, einem Mediziner, hat die gebürtige Meckenheimerin vor 30 Jahren eine kleine Gesundheitsstation in einem Vorort von Monrovia gegründet, dann ein Krankenhaus, die Gerlib Clinic. Sie hat ihre Medizinstudium-Pläne ad acta gelegt, um keine Zeit zu verlieren, um vor Ort zu helfen. Sofort. Domo Nimene als Arzt, als Chirurg, sie in der Prävention. Aufklärungsarbeit, Menschen sensibilisieren für Themen wie Hygiene, Vorsorge, Malaria, Aids. Die furchtbaren Schrecken des Bürgerkrieges hat sie irgendwie verdrängt – und nun: Ebola. „Es gibt Tage, da weiß ich nicht, wie es weitergehen soll“, so die Soziologin gestern am Telefon.

Die Ebola-Epidemie in Westafrika breitet sich aus. Vielleicht hat die Welt nicht ernst genug hingeschaut. Es gibt Menschen, die verdrängen die Gefahr. Es gibt Menschen, die schauen nur allzu gerne weg. Und es gibt Menschen wie Margret Gieraths-Nimene. Live war die 63-Jährige am Samstag beim Festakt der „action medeor“ in Tönisvorst zugeschaltet. 50 Jahre alt wurde das niederrheinische Medikamentenhilfswerk. Gegründet hatte es der couragierte Landarzt, Dr. Ernst Bökels, heute 86 Jahre alt, dem fast 500 Gäste stehende Ovationen schenkten. Viele Höhepunkte gab es auf dieser besonderen Geburtstagsfeier – das Live-Telefonat nach Monrovia wird niemand vergessen.

Es gehe ihr gut, so Margret Gieraths-Nimene. Doch, doch, jetzt gehe es wieder. Vor ein paar Wochen hat sie die Klinik schließen müssen, nachdem drei medizinische Mitarbeiter an Ebola-Fieber gestorben sind.

“Über 20 Tage mussten wir alle Hilfesuchenden wegschicken“

„Über 20 Tage mussten wir alle Hilfesuchenden wegschicken, bis wir sicher waren, das sich sonst niemand angesteckt hat. Jetzt ist alles desinfiziert, aber ich lasse mein Team erst weiterarbeiten, wenn wir wieder Schutzkleidung wie Kittel, Masken, Schutzbrillen und Handschuhe haben. Wir dürfen weder unsere Gesundheitshelfer noch unsere Patienten in Gefahr bringen.“ Es gibt medizinisches Personal, das aus Angst vor Ebola nicht mehr zum Dienst kommt. Kaum zu verhindern ist, dass Patienten mit anderen Krankheiten nun schlechter versorgt werden. Aber es Regenzeit – und damit Hochzeit für Malaria. Viele Kinder erkranken daran – nun traut sich niemand mehr ins Krankenhaus. Das wird wahrscheinlich noch viel mehr Menschenleben kosten als Ebola selbst.

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Die Situation in Liberia, sagt Margret Gieraths-Nimene, die Leiterin der Gerlib Clinic in Monrovia, habe sich deutlich verschärft. Nur noch wenige Fluglinien fliegen das Land an, die Grenzen zu den Nachbarländern sind geschlossen, die Lebensmittel werden knapp. „Wir sind froh, dass wir ein Fahrzeug, dass uns die Rotarier aus Oberhausen spendeten, nun einsetzen können, um die Toten auf den Straßen zu bergen. Die Hunde zerren an den toten Körpern.“

Und plötzlich war es ganz still in der Festhalle. 50 Jahre „action medeor“ – plötzlich wusste jeder, wie großartig die Leistung des niederrheinischen Landarztes Dr. Ernst Bökels war, ein Medikamentenhilfswerk zu gründen. Plötzlich wussten alle, wie wichtig es ist, dass es die „action medeor“ gibt – wo nur sonst sollte Krisenhilfe Menschen in Not schnell und unbürokratisch Hilfe bringen können – egal wo auf der Welt?!

Isolierstation dank Spendengelder

Auch medeor lebt von Spenden. „Wir können dank der Hilfe der Else Kröner-Fresenius-Stiftung eine Isolierstation mit 44 Betten auf den Weg nach Monrovia bringen“, berichtete Christoph Bonsmann (medeor). 460 000 Euro kostet so eine Einheit. Mitte nächster Woche wird sie via Brüssel nach Monrovia geflogen. Gestern sind zwei Sendungen mit u.a. Schutzanzügen, Brillen, Atemmasken und Überschuhen nach Liberia geschickt worden.

„Ich bin froh, dass ihr uns nicht vergesst“, sagte Margret Gieraths-Nimene.