Buxtehude. Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Hautkrebs. Experten rechnen bis 2050 mit einem Anstieg bei den Neuerkrankungen um jährlich sieben Prozent. Bei vielen Menschen sind die Wissenslücken in Sachen Sonnenschutz bedenklich groß. Wie Sie sich schützen können, erfahren Sie hier.
Im Sommer draußen möglichst viel Sonne tanken: Das gehört für viele Menschen in unseren Breiten untrennbar zusammen. Doch übermäßige UV-Strahlung ohne ausreichenden Hautschutz ist mit Abstand der größte Risikofaktor für Hautkrebs, und der ist nach wie vor eine häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland.
Der kurzzeitige, plötzliche Kontakt der Haut mit sehr intensiven UV-Strahlen wie beim Karibik-Urlaub begünstige vor allem, dass schwarzer Hautkrebs entsteht, erläutert Prof. Eckhard Wilhelm Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP). Kontinuierliche UV-Belastung, wie sie zum Beispiel ein Straßenarbeiter oder Landwirt hat, werde als Hauptursache für den weißen Hautkrebs gesehen.
Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit, sind besonders gefährlich. Aber auch übermäßiger UV-Kontakt ohne Sonnenbrand kann zu Hautschädigungen und Hautkrebs führen. Das Risiko steigt außerdem durch bestimmte individuelle Faktoren wie helle Haut, große angeborene Muttermale sowie viele erworbene Leberflecke.
Sonnengerechte Kleidung und Sonnenbrille
In Sachen UV-Schutz verhalten sich viele Menschen laut Breitbart immer noch falsch. "Die größten Fehler sind, dass die Aufenthaltsdauer in der Sonne falsch berechnet wird und man sich zuerst auf ein Sonnenschutzmittel verlässt", erklärt der Experte. Allein um die auf der Verpackung angegebene Schutzwirkung zu erreichen, brauche man zwei Milligramm Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut. Für eine drei- bis vierköpfige Familie wäre daher locker eine Flasche Sonnenschutzcreme pro Tag vonnöten.
Sicher geschützt ist daher nur, wer die UV-Strahlung auf ein für die Haut verträgliches Maß reduziert und die Sonne vor allem in Zeiten mit sehr hoher UV-Intensität meidet. Zwischen 11 und 15 Uhr gehen knapp 80 bis 90 Prozent der gefährlichen UV-Strahlung nieder. In diesen Stunden sollte man nicht am Strand oder in der Sonne sein. Für den Rest der Zeit gewähren zusätzlich zur Sonnencreme nur eine sonnengerechte Kleidung mit Kopfbedeckung und Sonnenbrille Schutz.
Aber nicht nur beim UV-Schutz, auch bei der Früherkennung besteht Verbesserungsbedarf. Mit dem kostenlosen Hautkrebsscreening für Versicherte ab 35 Jahren ist es zwar gelungen, immer mehr Hautkrebserkrankungen bereits in einem früheren Stadium zu entdecken. "Wir sehen aber immer noch sehr viele Fälle, in denen die Hautkrebserkrankung schon fortgeschritten ist. Frauen kommen meist eher als Männer", sagt Prof. Lucie Heinzerling von der Melanom-Ambulanz am Hautkrebszentrum der Uniklinik Erlangen.
Jährliches Hautkrebsscreening sinnvoll
Im Frühstadium erkannt ist Hautkrebs sehr gut heilbar. Diese Chance schwinde jedoch vor allem beim schwarzen Hautkrebs sehr schnell. "Ein malignes Melanom wächst oft zügig und bildet sehr früh Metastasen", erklärt die Forscherin. Auch jüngere Menschen zeigten mitunter Melanome in fortgeschrittenen Stadien.
"Ich rate meinen Patienten dazu, jährlich zum Hautkrebsscreening zu gehen, vor allem Patienten, die viele oder auffällige Leberflecke haben, damit alle Veränderungen schon im absoluten Frühstadium erkannt werden können", ergänzt Frank Latzke, niedergelassener Hautarzt in Alzenau in Bayern. Für ein Screening könne man sich an seinen Hausarzt oder aber an einen Hautarzt wenden.
Wesentlich mitverantwortlich für die Zunahme von Hautkrebs ist auch aus Latzkes Sicht das veränderte Freizeitverhalten. Junge Menschen seien durch Fernreisen schon frühzeitig intensiver UV-Strahlung ausgesetzt. Es komme zunehmend vor, dass er schon bei ihnen weißen Hautkrebs diagnostiziere, der normalerweise erst später auftritt. (dpa)