Berlin. . 2012 waren 1,56 Millionen Menschen von bösartigen Haut-Tumoren betroffen. Häufigste Ursache ist die UV-Strahlung. Eine Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt oder Dermatologen hilft, so der „Arztreport“. Doch zwei von drei Deutschen nehmen das Vorsorgeangebot gar nicht wahr.

Zu viel Sonne kann Hautkrebs verursachen. Das wissen die meisten. Wer Hautkrebs frühzeitig entdeckt, hat gute Heilungschancen. Auch das ist den meisten klar. Dennoch geht nicht mal jeder dritte Bundesbürger zur Vorsorge, wie der neue Arztreport der Barmer GEK zeigt. Im Ländervergleich leben an Rhein und Ruhr die wenigsten Vorsorgemuffel – auch deswegen wird Hautkrebs in NRW besonders oft diagnostiziert. Wo gründlicher hingeschaut wird, wird auch mehr gefunden.

Alle zwei Jahre Vorsorge beim Arzt

Wer älter als 35 Jahre ist, kann sich alle zwei Jahre kostenlos auf erste Anzeichen von Hautkrebs untersuchen lassen – beim Hausarzt oder beim Facharzt. Frauen nutzen das Angebot etwas häufiger als Männer, Hausärzte übernehmen das „Screening“ öfter als Dermatologen – doch insgesamt bleibt vor allem eine Zahl: Zwei von drei Deutschen nehmen das Angebot gar nicht wahr.

„Das ist zu wenig“, sagt Joachim Szecsenyi, Gesundheitsexperte vom Göttinger Forschungsinstitut AQUA, das die Krankenkasse berät. Würden dagegen 70 Prozent der über 35-jährigen Deutschen zur Hautkrebsvorsorge gehen, könnte sich die Zahl der Todesfälle von jährlich rund 3000 aufgrund eines bösartigen Melanoms („schwarzer Hautkrebs“) auf die Hälfte reduzieren.

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Die vergleichsweise hohen Teilnehmerzahlen bei den Vorsorgeuntersuchungen in NRW führt die Krankenkasse auf die großen Präventions-Kampagnen zurück, die hier seit Mitte der 90er-Jahre liefen: „Die Sensibilität ist seitdem größer als in anderen Bundesländern“, so Rolf-Ulrich Schlenker, Vize-Vorstandschef der Barmer GEK. Bundesweit aber werde Hautkrebs noch immer unterschätzt. Nach wie vor würden viele „dem falschen Ideal einer ‚gesunden’ Bräune“ folgen, so Schlenker.

Wer sich schützen will, sollte Solarien meiden und im Freien für ausreichend UV-Schutz sorgen. Durch Sonnencreme, Kleidung und, ganz einfach, mehr Schatten. Wichtig sei auch, den eigenen Körper zu beobachten: Verändern sich Muttermale und Pigmentflecken? Werden sie dunkler und größer?

Diagnoseraten werden noch steigen

Zuletzt waren laut Arztreport rund 1,56 Millionen Deutsche von bösartigen Hautveränderungen betroffen – mehr als 300.000 davon litten an der gefährlichsten Form, dem „schwarzen Hautkrebs“. Die Zahl der Diagnosen ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen: Zwischen 2005 und 2012 sei die Zahl der Patienten, bei denen „schwarzer Hautkrebs“ festgestellt wurde, um 60 Prozent gewachsen, bei der weniger gefährlichen Form des „hellen Hautkrebses“ lag die Steigerung sogar noch höher. Jedes Jahr kommen derzeit rund 200.000 neue Hautkrebspatienten hinzu.

Die wichtigste Ursache für die steigenden Fallzahlen ist die Einführung des Hautkrebs-Screenings vor sechs Jahren. Doch Gesundheitswissenschaftler Thomas Grobe, Mitautor des Arztreports, geht davon aus, dass nicht nur die Zahl der bekannten Fälle wächst, sondern dass sich die Krankheit insgesamt stärker ausbreitet.

Die Diagnoseraten, so Grobe, dürften in den nächsten Jahren weiter steigen.