Berlin. Von neuen Medikamenten erhoffen sich viele Patienten eine bessere Wirkung. Der erwünschte therapeutische Fortschritt ist aber eher selten, meint die Techniker Krankenkasse, die 20 neue Medikamente testen ließ. Das Urteil ist eindeutig: Viele der Arzneimittel stellen keine Alternative dar.

Viele neue Arzneimittel bringen Patienten nach einem neuen Report nicht den erwünschten Mehrwert. Die bisherigen offiziellen Prüfungen der Medikamente greifen demnach zu kurz. Das geht aus dem Innovationsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.

Ein Forscherteam der Universität Bremen nahm im Auftrag der TK die 20 Arzneimittel unter die Lupe, die im Jahr 2011 neu auf den Markt gekommen waren. Nur drei bewerteten die Forscher als tatsächlich innovativ. Dies hatten die offiziellen Bewertungen der Medikamente dagegen nicht gezeigt. "Die Ergebnisse zu den Auswertungen für das Jahr 2011 fallen insgesamt betrachtet eher bescheiden aus", resümierte der Studienleiter und Pharmakritiker Gerd Glaeske.

Nur begrenzt innovativ

Unter den Medikamenten waren Arzneien gegen Krebs, Multiple Sklerose, Hepatitis C, Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Störungen. Zehn Mittel waren nach Erkenntnis der Forscher nur begrenzt innovativ. Den restlichen sieben maßen sie gar keinen Fortschritt zu. Es gebe keinen vernünftigen Beweis dafür, dass diese Arzneimittel im Vergleich zu vorhandenen Therapien, aber auch unter Kostenaspekten empfehlenswert wären, erklärte Glaeske.

Bereits vergangenes Jahr hatten die Wissenschaftler einen Innovationsreport vorgelegt. Damals analysierten sie 21 Medikamente, die 2010 auf den Markt gekommen waren. Nur ein Mittel erhielt das Prädikat innovativ, 14 schnitten mit nicht innovativ ab.

Neue Präparate fortlaufend prüfen

Trotz der mittlerweile besseren Ergebnisse bleibt Glaeske kritisch. Er sprach sich dafür aus, neue Präparate fortlaufend zu prüfen. Die offizielle Bewertung beziehe sich nur auf den Zeitraum, bevor ein neues Medikament auf den Markt kommt. Die Forschung gehe jedoch danach weiter, betonte Glaeske. Außerdem könnten zum Zeitpunkt der Zulassung manche Wirkungen gar nicht bekannt sein, weil die Anzahl der dort geprüften Probanten meist zu klein sei.

Die Arzneimittelhersteller zogen unterdessen ihre eigene Innovationsbilanz - und die könne sich sehen lassen, teilte der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA) mit. Allein in den letzten beiden Jahren seien 51 Medikamente mit neuen Wirkstoffen auf den Markt gekommen. (dpa)