Berlin. Weniger ist mehr: Chirurgen wollen in Zukunft Antibiotikaeinsatz bei Operationen reduzieren und somit die Entstehung lebensgefährlicher Infektionen verhindern. Auf dem Chirurgenkonrgess Ende März wollen Ärzte Vorschläge vorlegen, wie unnötiger Einsatz von Antibiotika verhindert werden könnte.
Im Kampf gegen gefährliche Krankenhausinfektionen wollen Experten die vorbeugende Antibiotikagabe bei Operationen reduzieren. "Es ist unnütz, nach der Operation weiterhin vorbeugend Antibiotika zu verabreichen", erklärte Christian Eckmann von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Zudem sei vor einem Eingriff unter drei Stunden die einmalige Gabe eines Antibiotikums zum Schutz vor Wundinfektionen völlig ausreichend. Joachim Jähne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), betonte, es gelte "das Motto: weniger ist mehr".
Durch den unnötigen Einsatz von Antibiotika in Krankenhäusern werde die Entstehung und Verbreitung lebensgefährlicher Krankenhausinfektionen gefördert, warnten die Chirurgenverbände. Es entwickeln sich sogenannte multiresistente Keime, gegen die verschiedene gängige Antibiotika unwirksam sind.
Patienten, die auf chirurgischen Stationen liegen, erleiden demnach doppelt so oft Infektionen wie andere Patienten - am häufigsten Wundinfektionen. Um solchen Ansteckungen vorzubeugen, verabreichen die Ärzte Antibiotika. Auf dem 131. Chirurgenkongress Ende März in Berlin wollen Experten nun Vorschläge vorlegen, wie die Zahl der Wundinfektionen gesenkt und gleichzeitig unnötiger Antibiotikaeinsatz verhindert werden kann. Dabei soll unter anderem berücksichtigt werden, welche Eingriffe - wie etwa Schilddrüsen-Operationen - ganz ohne Antibiotika auskommen können. (afp)