Essen. Um die Behandlung von Tumorpatienten zu verbessern, wurde seit 2003 in Hessen ein Krebsregister erstellt. Untersucht werden sollte unter anderem, wo sich der Tumor befindet und wie lange der Patient damit lebt. Doch trotz einer hohen Beteiligungs-Quote zeigt das Register nur wenig Erkenntnisse.

Rund 15.300 Menschen sterben nach Angaben des Statistischen Landesamts jedes Jahr in Hessen an Krebs. Welcher Tumor war das? Wo befand er sich? Wann wurde er festgestellt? Wie lange lebte der Patient damit? Solche Daten werden im hessischen Krebsregister erfasst. Es soll die Behandlung der Tumorpatienten im Land verbessern.

Prof. Monika Klinkhammer-Schalke leitet den "Kooperationsverbund Qualitätssicherung durch Klinische Krebsregister" der Deutschen Krebshilfe. Sie ist vom Engagement Hessens recht angetan. "Vorbildhaft" nennt sie, was bisher ausgebaut wurde, "sehr engagiert" sei das zuständige Ministerium. Und dennoch sei es nur ein erster Schritt. Denn das bisherige Register liefert nur beschränkte Erkenntnisse. Die Hauptarbeit steht noch bevor.

Nur Neuerkrankungen und Todesfälle erfasst

Hessen hat mit dem Aufbau des Registers 2003 begonnen, zunächst im Regierungsbezirk Darmstadt. Im Jahr 2007 wurde die Erfassung auf die Regierungsbezirke Gießen und Kassel ausgedehnt. Es handelt sich um ein sogenanntes epidemiologisches Register, das nur Neuerkrankungen und Todesfälle erfasst. Klinische Register hingegen begleiten den Patienten durch die gesamte Krankengeschichte, erfassen über Jahre jeden Befund, jede Diagnose, jede Behandlung. Wann ein solches Register in Hessen eingeführt wird, ist aber offen. "Es ist in Planung", heißt es beim Sozialministerium.

Bisher funktioniert das Register so: Der Arzt meldet die Daten seiner Krebspatienten an eine Vertrauensstelle bei der Landesärztekammer. Dort werden die Meldungen ins System eingelesen. Beim Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen in Dillenburg werden sie dann ausgewertet. Die Daten werden zum Beispiel genutzt, um herauszufinden, wo sich im Land welche Krebsarten häufen, ob die Zahl der Patienten zu- oder abnimmt oder ob die Kranken länger überleben.

"Wenige Daten von vielen Patienten"

Neun von zehn Erkrankungen würden inzwischen gemeldet, sagt der Leiter der Vertrauensstelle, Werner Wächter. "Das reicht, um die Situation im Land zu beschreiben." Über die Qualität der Therapie sagten die Daten in der Tat wenig. Bisher sammle man "wenige Daten von vielen Patienten". In Zukunft müssten aber nicht nur die Diagnosen so vollständig wie möglich erfasst werden, sondern auch die Behandlungen.

Wie das funktioniert, haben die ostdeutschen Länder und Bayern vorgemacht. Dort werden alle Behandlungsschritte erfasst und mit den Leitlinien zur Behandlung der jeweiligen Krebsart verglichen, erklärt Monika Klinkhammer-Schalke. Der Arzt bekommt dann eine Rückmeldung, ob er das Beste getan hat. Wenn nicht, besprechen der Arzt und der Leiter des Krebsregisters das mit dem Patienten. "Man weiß, dass in Regionen, wo diese Netzwerke gut funktionieren, die Behandlung deutlich besser ist." (dpa)