Essen. . Nach einem Monat im künstlichen Koma wollen Ärzte Michael Schumacher aus dem künstlichen Koma holen. Dieser Prozess kann von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern. Die Patienten stehen unter dauerhafter Beobachtung. Häufig treten jedoch Folgeschäden auf.

Nach einem Monat im künstlichen Koma versuchen Ärzte, Michael Schumacher aufzuwecken. Wie lange so ein Prozess dauern kann, sei individuell, sagt Prof. Ulrich Kampa, Leitender Oberarzt der Evangelischen Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Hattingen. „Es kann Stunden bis Tage dauern.“ Aber auch Wochen.

Man müsse sich vorstellen, dass jemand, der im künstlichen Koma liegt, in tiefer Narkose schlafe. Nun werden die Schlaf- und Schmerzmittel langsam reduziert. Ob ein Patient aufwache, hänge aber nicht nur mit der Reduktion dieser Medikamente zusammen, „sondern vor allem damit, ob die Hirnschädigung nicht so gravierend ist, dass ein Aufwachen unmöglich ist“.

Ärzte testen die Reflexe

Sollte sich das Gehirn wieder erholt haben, sei es trotzdem ungewiss, wie schnell jemand wach wird. Es komme immer auch darauf an, wie schnell die Schmerz- und Schlafmittel aus dem Körper gespült werden, wie gut Nieren und Leber damit fertig werden.

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In den seltensten Fällen schlägt jemand einfach so beide Augen auf und sagt „Hallo“. Das Wachwerden passiert schrittweise. Und wird durch eine Art „Coma-Score“, einem Punktesystem, festgehalten. Um genau zu wissen, in welcher Bewusstseinsphase sich der Patient befindet, testen Ärzte zum Beispiel die Reflexe, wie den Fußsohlenreflex (wegziehen, wenn gekitzelt wird).

Oder sie streichen mit einem Wattebäuschchen über den Augapfel, um zu prüfen, ob sich das Augenlid, so wie es üblich ist, auf Reiz sofort schließt. Es wird über den Beatmungsschlauch ein Reiz ausgelöst, um zu prüfen, ob der Patient in der Lage ist zu husten. Auch bildgebende Verfahren wie CT und MRT überwachen die Hirnfunktion.

Patienten unter ständiger Kontrolle

In der Regel werden die Reflexe nach und nach stärker, wenn die Narkose weniger wird. Kurz vor dem Aufwachen bemerkt der Arzt: „Puls und Blutdruck steigen.“

Ein Patient im künstlichen Koma ist eine Herausforderung für die Medizin. Die Patienten werden künstlich beatmet, künstlich ernährt und streng überwacht: Wichtige Körperfunktionen wie Blutdruck und Herzfrequenz werden konti­nuierlich kontrolliert.

Michael Schumacher schwer gestürzt

Seit vielen Jahren ist Michael Schumacher begeisterter Skifahrer. Doch...
Seit vielen Jahren ist Michael Schumacher begeisterter Skifahrer. Doch... © imago (Archiv)
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... so glimpflich wie dieser Sturz bei der traditionellen Ferrrari-Skiwoche im Jahr 2006 ist ein Unfall am 29. Dezember 2013 nicht ausgegangen. Bei... © imago (Archiv)
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... bei dem Unfall einen Skihelm getragen. Schumacher wurde zunächst in ein Krankenhaus in Albertville-Moutiers gebracht,... © dpa (Archiv)
... und dann jedoch mit dem Rettungshubschrauber weiter in eine Klinik in Grenoble transportiert.
... und dann jedoch mit dem Rettungshubschrauber weiter in eine Klinik in Grenoble transportiert. © dpa
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt.
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt. © AFP
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt.
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt. © AFP
Vor dem Krankenhaus versammelten sich Schaulustige und Fans,...
Vor dem Krankenhaus versammelten sich Schaulustige und Fans,... © REUTERS
... die auf Neuigkeiten zum Zustand des 44-Jährigen warteten.
... die auf Neuigkeiten zum Zustand des 44-Jährigen warteten. © AFP
Am Abend des 29. Dezember erklärte das Management des 44-Jährigen, Schumacher befinde sich in
Am Abend des 29. Dezember erklärte das Management des 44-Jährigen, Schumacher befinde sich in "kritischem Zustand". © REUTERS
Er habe ein
Er habe ein "Kopftrauma mit Koma" erlitten, das "umgehend eine neurochirurgische Behandlung" erforderlich gemacht habe. © dpa
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt.
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt. © dpa
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt.
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt. © AFP
Das Medieninteresse ist enorm. Auf einer Pressekonferenz am montag bestätigte Schumachers Ärzteteam, der ehemalige F1-Fahrer kämpfe um sein Leben.
Das Medieninteresse ist enorm. Auf einer Pressekonferenz am montag bestätigte Schumachers Ärzteteam, der ehemalige F1-Fahrer kämpfe um sein Leben. © AFP
Man könne über seine Überlebenschancen nichts sagen, teilten die Ärzte mit. Schumacher wurde ins künstliche Koma versetzt.
Man könne über seine Überlebenschancen nichts sagen, teilten die Ärzte mit. Schumacher wurde ins künstliche Koma versetzt. © AFP
Sein Zustand sei außerordentlich ernst, hieß es.
Sein Zustand sei außerordentlich ernst, hieß es. © AFP
Journalisten aus aller Welt berichten aus Grenoble über den Gesundheitszustand Schumachers.
Journalisten aus aller Welt berichten aus Grenoble über den Gesundheitszustand Schumachers. © AFP
Der Unfall hat sich auf einer Skipiste in Meribel/Frankreich ereignet.
Der Unfall hat sich auf einer Skipiste in Meribel/Frankreich ereignet. © AFP
Multimillionär Schumacher soll eine Privat-Residenz in der Nähe der Unfallstelle besitzen.
Multimillionär Schumacher soll eine Privat-Residenz in der Nähe der Unfallstelle besitzen. © AFP
Schumachers Ehefrau Corinna weilt am Krankenbett ihres Mannes.
Schumachers Ehefrau Corinna weilt am Krankenbett ihres Mannes. © imago sportfotodienst
Eine Mütze hängt am 30.12.2013 am Michael Schumacher Kartcenter in Kerpen. Auf Niederländisch wünscht ein Fan
Eine Mütze hängt am 30.12.2013 am Michael Schumacher Kartcenter in Kerpen. Auf Niederländisch wünscht ein Fan "Gute Besserung". © dpa
Am Dienstag dann ein Hoffnungsschimmer für Michael Schumacher: Bei dem Formel-1-Weltmeister hat ...
Am Dienstag dann ein Hoffnungsschimmer für Michael Schumacher: Bei dem Formel-1-Weltmeister hat ... © dpa
... sich nach seinem dramatischen Skiunfall eine
... sich nach seinem dramatischen Skiunfall eine "leichte Besserung" eingestellt, der 44-Jährige schwebt aber immer noch in Lebensgefahr, wie ... © REUTERS
... seine behandelnden Ärzte am Dienstag im französischen Grenoble mitteilten. Schumacher wurde demnach in der Nacht auf Dienstag ...
... seine behandelnden Ärzte am Dienstag im französischen Grenoble mitteilten. Schumacher wurde demnach in der Nacht auf Dienstag ... © dpa
... ein zweites Mal operiert, diesmal wurde ein Bluterguss aus dem Gehirn entfernt.
... ein zweites Mal operiert, diesmal wurde ein Bluterguss aus dem Gehirn entfernt. © Bongarts/Getty Images
Zudem berichtete seine Managerin Sabine Kehm erste Details zum Unfallhergang. Demnach habe Schumacher unmittelbar vor seinem schweren Skiunfall einem auf der Piste gestürzten Freund geholfen.
Zudem berichtete seine Managerin Sabine Kehm erste Details zum Unfallhergang. Demnach habe Schumacher unmittelbar vor seinem schweren Skiunfall einem auf der Piste gestürzten Freund geholfen. © Bongarts/Getty Images
Anschließend sei Schumacher in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren.
Anschließend sei Schumacher in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren. © dpa
Dort sei der 44-Jährige beim Ansatz zu einer Wende gegen eine Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt.
Dort sei der 44-Jährige beim Ansatz zu einer Wende gegen eine Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt. © AFP
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Trotzdem können laut Kampa Komplikationen auftreten. Fast 250 000 Menschen in Deutschland erleiden pro Jahr ein Schädel-Hirn-Trauma. Fast 50 Prozent der Patienten mit schwerstem Schädel-Hirn-Trauma sterben im künstlichen Koma noch auf der Intensivstation, so die Statistik.

Häufige Folgeschäden

Bei denen, die es schaffen, bleiben jedoch häufig Folgeschäden – im schlimmsten Fall bleibendes Koma oder Wachkoma. Häufig kommen neurologische Ausfälle vor, wie Lähmungen, auch kann das Gedächtnis bleibende Schäden erlitten haben. Nicht selten ist das Sprachzentrum geschädigt.

Eine schwere Komplikation nach maschineller Beatmung sei die Lungenentzündung. „Sie kann durchaus tödlich sein“, so Kampa. Ob sich der Patient an den Unfall erinnert? Neuro-Chirurgen antworten so: Wenn unmittelbar nach dem Unfall das Koma eintritt, dann sei die ganze Phase in Vergessenheit geraten. Auch könnten während der Reduktion der Medikamente erneut Schwellungen im Gehirn auftreten. Dann müsste man das künstliche Koma wieder herstellen.