Genf. Von Bluthochdruck bis zu neuen Viren: Die Weltgesundheitsversammlung berät einmal mehr, wie Staaten bei der Bewältigung medizinischer Herausforderungen und neuer Gefahren kooperieren sollten. Dabei sollen die 194 WHO-Mitgliedsländer vor allem auch mehr für die ausgerufenen UN-Millenniumsziele tun.
Zehn Jahre nach der Sars-Epidemie mit mehr als 800 Toten hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor Risiken durch neue Viren gewarnt. Angesichts der Todesfälle durch das neue Coronavirus sei "ein hohes Maß an Wachsamkeit" erforderlich, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Montag bei der Eröffnung der 66. Weltgesundheitsversammlung in Genf. Sie ist das höchste Entscheidungsgremium der 1948 gegründeten WHO.
"Die Situation verlangt die Zusammenarbeit der gesamten Welt", ergänzte Chan. Denn die Lage hat sich keineswegs entspannt. Das Coronavirus ist mit dem Sars-Erreger verwandt. Und in China gibt es darüber hinaus neue Vogelgrippe-Tote. Die Übertragung des H7N9-Virus auf Menschen forderte in diesem Jahr bereits 36 Menschenleben.
"Mit zwei neuen Krankheiten zu tun"
Die Lage sei zwar in beiden Fällen bislang unter Kontrolle. Klar sei aber auch, "dass wir es gerade mit zwei neuen Krankheiten zu tun haben", sagte Chan. Der WHO sind bislang 41 Infektionen mit dem neuen Coronavirus gemeldet worden, wobei 20 der betroffenen Patienten starben - vor allem im Nahen Osten. "Eine Gefahr in einer Region kann schnell zu einer Gefahr für alle werden", warnte die WHO-Chefin.
Chan rief die 194 WHO-Mitgliedsländer auch dazu auf, bis 2015 mehr für die ausgerufenen weltweiten UN-Millenniumsziele im Gesundheitswesen zu tun. Auf der Weltgesundheitsversammlung soll bis zum 28. Mai eine Zwischenbilanz bei Umsetzung dieser Ziele gezogen werden. Absehbar ist, dass trotz vieler Fortschritte wichtige Vorhaben für eine medizinische Grundversorgung der gesamten Bevölkerung auch in den ärmsten Ländern nicht oder nur teilweise verwirklicht werden können.
Ausmaß von nicht übertragbaren Krankheiten zugenommen
Die Herausforderungen seien heute allerdings auch andere als noch im Jahr 2000, sagte Chan. Damals waren die Millenniumsziele von der UN-Generalversammlung in New York beschlossen worden. In den letzten Jahren hat das Ausmaß einer Reihe nicht übertragbarer Krankheiten wie Bluthochdruck oder psychischer Leiden stark zugenommen. In vielen Ländern hat dies zu einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen geführt.
Erfolge seien in den zurückliegenden Jahren beim Kampf gegen die Ausbreitung des Aidserregers HIV sowie bei der Ausweitung der medizinischen Hilfe für HIV-Patienten erreicht worden. "Ich bin sehr erfreut darüber, dass sich die Lebenssituation von mehr als neun Millionen Menschen mit HIV in niedrigen und mittleren Einkommensgruppen durch eine langfristige antiretrovirale Therapie verbessert hat." Chan war 2012 von der Weltgesundheitsversammlung für eine zweite Amtszeit bis Juli 2017 wiedergewählt worden. (dpa)