Peking. . Wegen steigender Infektionen mit dem neuen Vogelgrippe-Virus H7N9 haben chinesische Behörden am Donnerstag mit Massenschlachtungen begonnen. Mittlerweile sind fünf Menschen an dem Virus gestorben. Landwirtschaftsbehörden fanden die Erreger in Proben von Tauben auf einem Markplatz in Shanghai.

Nach mehreren Todesfällen durch das neue Vogelgrippe-Virus H7N9 haben die Behörden in China mit Massenschlachtungen begonnen. Getötet wurde am Donnerstag das Geflügel eines Marktes in Shanghai, auf dem der Erreger zuvor in Tauben nachgewiesen worden war. Auf zwei weiteren Märkten der chinesischen Wirtschaftsmetropole wurde der Handel mit lebendem Geflügel eingestellt, nachdem auch dort das Virus nachgewiesen wurde.

Gesundheitsbehörden schlagen Alarm: Schon fünf Menschen sind in China an dem bislang kaum bekannten Vogelgrippe-Virus H7N9 gestorben.Darunter ist ein 38-jähriger Koch aus der ostchinesischen Provinz Zhenjiang. Er starb bereits Ende März, so vermeldete die Zeitung Peoples Daily. Außerdem steckte sich ein 67 Jahre alter Rentner in derselben Provinz mit dem Erreger an. Bereits Anfang März starben zwei Männer in Shanghai an dem H7N9-Virus, das bisher nur von Tieren bekannt war und gegen das es noch keine Impfung gibt.

Erreger in Tauben gefunden

Die Behörden haben Krankenhäuser in einigen großen Städten in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Bislang ist noch nicht klar, wie sich die Patienten angesteckt haben. Landwirtschaftsbehörden fanden das Virus aber in Proben von Tauben auf einem Marktplatz in Shanghai, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Die Gesundheitsbehörden kündigten eine umfassende Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an. "China wird einen offenen und transparenten Austausch mit der WHO aufrechterhalten", versprachen die Behörden laut Xinhua. Bislang sind elf Menschen offiziell mit dem Virus infiziert. Fünf von ihnen sind gestorben.

Bei den Patienten war nach WHO-Angaben eine Variante des Vogelgrippe-Erregers H7N9 festgestellt worden, die Zeichen für eine Anpassung an Säugetiere enthalte. Das habe eine Genanalyse ergeben. So könne das Virus an die Zellen von Säugetieren andocken. Es wachse zudem etwa bei der normalen Körpertemperatur von Säugetieren, während Vögel zumindest tagsüber eine höhere Temperatur haben.

Weltgesundheitsorganisation rechnet nicht mit Epidemie

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet trotz der Todesfälle in China durch den neuen Vogelgrippe-Virus kaum mit einer dramatischen Epidemie. Bislang gebe es keine Beweise für Übertragungen zwischen Menschen, sagte ein WHO-Sprecher am Mittwoch. Und ohne diesen Infektionsweg sei das Risiko einer Epidemie ziemlich gering.

Auch interessant

Der Virologe Malik Peiris von der Universität Hongkong sieht die Gesundheitsbehörden dennoch unter Zugzwang: Wenn die Übertragung durch Geflügel eindeutig nachgewiesen werde, könne der Kontakt zu Menschen entsprechend minimiert und der Virus im betroffenen Zuchtbetrieb abgetötet werden, sagte er. "Wenn wir das nicht tun, und zwar schnell, werden wir wahrscheinlich das Zeitfenster zur Auslöschung des Virus' verpassen. "

Vietnam verhängt Exportstopp

Chinas Nachbar Vietnam hat vorsichtshalber schon einen Sofortstopp für alle chinesischen Geflügelimporte verhängt und die Grenzkontrollen verschärft. Auch Taiwan, das nur durch eine schmale Meeresstraße vom chinesischen Festland getrennt ist, erhöhte am Mittwoch die Alarmstufe und bildete eine Arbeitsgruppe, um Vorkehrungen für den möglichen Ausbruch einer Epidemie zu treffen.

Auch interessant

China gilt als Land mit erhöhtem Vogelgrippe-Risiko, da es zu den weltweit größten Herstellern von Geflügelfleisch gehört und viele Hühner in ländlichen Regionen nahe von Menschen gehalten werden. An der weiter verbreiteten H5N1-Variante der Vogelgrippe waren seit 2003 bis Mitte März dieses Jahres weltweit mehr als 360 Menschen gestorben.

Gruppe der H7-Viren bisher harmlos

Die Gruppe der H7-Viren befällt normalerweise Vögel. Die WHO hatte jedoch zwischen 1996 und 2012 auch infizierte Menschen in den Niederlanden, Italien, Kanada, den USA, Mexiko und Großbritannien registriert. Bisher habe das Virus Bindehautentzündung und eine leichte Entzündung der Atemwege hervorgerufen. Lediglich ein Mensch in den Niederlanden sei an dem Erreger gestorben.

Mit H und N werden die Eiweiße der Virushülle Hämagglutinin und Neuraminidase abgekürzt, von denen es jeweils verschiedene Strukturen gibt. (afp/dpa/dapd)