Essen. . Seit Ende der 90er Jahre erlebt die Bettwanze ein Comeback, verbreitet sich vor allem in bevölkerungsreichen Städten rund um den Globus. Vor allem in Kleidung und gebrauchten Handelswaren reisen die Insekten um den Globus. Hier lesen Sie, wie Sie sich vor den Parasiten schützen können.
Urlaubserinnerungen gibt es in allen Formen und Farben: Rotbraun getönt und keinen Zentimeter groß kommt eines der unliebsamsten Souvenirs der Welt daher gekrabbelt. Zunehmende Reise- und Handelsaktivitäten rund um den Globus bescheren der Bettwanze seit Ende der 90er Jahre ein beispielloses Comeback. Wie gefährlich sind die Tiere eigentlich für Heim und Haut und – wie werden wir sie los?
Was sind Bettwanzen?
Den Biologen Florian Rühmann könnte man als Albtraum einer jeden Bettwanze bezeichnen. Als Schädlingsbekämpfer kennt er die Tiere. Genauso wie ihre Schwachstellen – „viele“, bedauert er, „haben sie aber nicht.“ Die Bettwanze ist ein Ektoparasit, lebt also auf ihrem Wirt, nicht in ihm drin – na immerhin. Eigentlich haben die Insekten in Höhlen gelebt und sich an Fledermausblut gelabt, bevor der Mensch ihnen mit Bett und literweise Blut unfreiwillig ein Traumbiotop schuf.
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Mit bis zu 500 Nachkommen pro weiblicher Wanze seien die vier bis neun Millimeter großen Insekten extrem fortpflanzungstüchtig. Eine weitere Krux: „Die robusten Eier“, sagt Rühmann, „werden nicht alle zum gleichen Zeitpunkt an einen Ort gelegt.“ Stattdessen lege das Weibchen täglich nur fünf bis zehn Eier mal hier, mal dort ab. „Und die Nachkommen schlüpfen mit einem Heißhunger, den sie sofort stillen können.“ Denn von Tag eins an ist die Bettwanze saugfähig.
Warum sind sie schädlich?
Bettwanzen sind flink, nachtaktiv und ernähren sich von unserem Blut. „Stiche können bei Menschen je nach Empfindlichkeit zahllose unangenehme, juckende Quaddeln auf der Haut hervorrufen“, sagt Florian Rühmann. Weniger sensible Menschen spürten die Stiche wiederum kaum, oder verwechselten sie zunächst mit den Bissen anderer Insekten, Mücken etwa. Bis Betroffene erkennen, dass es sich bei den Pusteln um Bettwanzenbisse handelt, kann die Population schon enorm gewachsen sein. „Vor allem stellen die Insekten ein ernsthaftes Hygieneproblem dar, können bei Befall auch den Wert einer Immobilie verringern.“ Ob die Tiere auch Krankheiten übertragen können, wurde bislang allerdings nicht nachgewiesen.
Wo gibt es die Parasiten?
„Dort, wo viele Menschen sind“, fasst Florian Rühmann zusammen, „gibt es oft auch viele Bettwanzen“. Besonders die bevölkerungsreichen Städte rund um den Globus sind bei den Insekten beliebt. Klima und Lebensstandard spielen dabei erstmal keine Rolle. „Amerikanische Großstädte sind zum Beispiel derart geplagt, dass ein Befall inzwischen meldepflichtig ist.“ Dabei seien Fünf-Sterne-Hotels zunächst einmal genau so gefährdet wie jedes andere Gebäude.
Bei 25 Grad fühlen sich Bettwanzen am wohlsten, entwickeln sich innerhalb eines Monats vollständig. Mit einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 19 bis 23 Grad kommt der Lebensraum des Menschen also nah an die „Idealtemperatur“ ran.
Wie schütze ich mich?
Der Mensch und seine Besitztümer sind Transportmittel Nummer eins der Bettwanze. An Kleidung, in Koffern und in gebrauchten Handelsgütern wie Möbeln reist der Parasit unbemerkt um die Welt, macht sich etwa in Hotels und Privatwohnungen breit. Und wenn die Insekten einmal in unseren Zimmern angelangt sind, ist es schwer, sie wieder loszuwerden.
Deshalb rät Rühmann Urlaubern sowie Käufern gebrauchter Möbel zu Achtsamkeit: „Es gibt drei Komponenten, die Bettwanzen anziehen: CO2, Geruch und Wärme.“ Gebrauchtwaren sollten beim Kauf peinlichst inspiziert werden. Weil der Schweiß, und damit der menschliche Geruch, auch an Kleidung hafte, solle gebrauchte Wäsche im Urlaub in einem verschlossenen Plastiksack aufbewahrt und wenn möglich gewaschen und in den Trockner gesteckt werden.
Weiter sollten Urlauber schon zu Beginn des Aufenthalts einen Blick auf Laken und Bettkasten werfen. „Kleine Blutspritzer auf dem Laken oder minimale schwarze Kotpunkte sind Hinweise für einen Befall.“ In Bettkästen oder an Tapeten finden sich zum Beispiel größere Ansammlungen von Ausscheidungen. „Bei starkem Befall entwickeln die Hinterlassenschaften zudem einen starken Geruch, der Gäste auf jeden Fall warnen sollte.“
Wie läuft die Bekämpfung ab?
Haben die Insekten einmal Einzug in die eigenen vier Wände gehalten, ist professionelle Bekämpfung unbedingt nötig. Vor der Behandlung auf eigene Faust warnen Experten. Selbstständiger Einsatz von Pestiziden garantiere keinesfalls Erfolg und sei zudem schädlich für die eigene Gesundheit.
„In der professionellen Behandlung werden meist zwei Wege angeboten: unterschieden wird zwischen chemischen und thermischen Verfahren“, weiß Rühmann, der für das Schädlingsbekämpfungs-Unternehmen Rentokil arbeitet. Nicht nur er empfiehlt das chemiefreie oder -arme Vorgehen. Schädlingsbekämpfer Sven Gugger von der Firma Optikill: „Nur das thermische Verfahren ist wirklich sicher.“ Denn viele Chemikalien seien in Deutschland verboten, gegen andere seien die Wanzen wiederum immun. Bei der sogenannten Wärmeentwesung werden befallene Räume auf extrem hohe Temperaturen aufgeheizt. Die Insekten werden dehydriert, sterben ab.
Je nach Anbieter werden zusätzlich zum thermischen Verfahren noch Insektizide eingesetzt. Mehrere hundert Euro koste der aufwändige Einsatz eines Kammerjägers normalerweise mindestens, auch vierstellige Summen seien möglich, so Gugger. Doch nur durch Profis würde den Tieren der Garaus gemacht.