Berlin. . Bald dürften rund ein Dutzend neuer Designerdrogen in Deutschland verboten werden. Doch auch die harte Hand des Staats bannt die Gefahren nicht auf Dauer. Viele dieser Drogen sind sogar legal.
Knallbunte Tütchen, vermeintliches Räucherwerk oder Badesalz - Designerdrogen drängen in immer neuen Formen auf den Markt. Im Schnitt jede Woche kommt laut Drogen-Überwachungsrat der Vereinten Nationen eine neue Substanz zu den Konsumenten. Vor allem junge Männer greifen zu. Wie groß die Gefahr in Deutschland ist und warum sich nur so schwer Rezepte dagegen finden lassen - die wichtigsten Fragen und Antworten:
Welche Arten von synthetischen Drogen gibt es?
Einerseits sind es Amphetamine wie Ecstasy, Crystal oder Vanilla Sky, die als Pulver oder Tabletten in badesalzähnlichen Verpackungen verkauft werden. Sie machen aktiv bis aggressiv. Cannabinoide hingegen wirken wie natürliches Cannabis dämpfend, aber stärker. Lava Red oder Spice heißen solche Produkte.
Sind diese Drogen legal?
Nicht immer. So wurden im vergangenen Sommer in Deutschland 28 Substanzen verboten. Sie wurden neu ins Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgenommen.
Warum gibt es dann viele legale Designerdrogen?
Es ist ein Hase-und-Igel-Spiel: Schon kleinere Veränderungen der molekularen Struktur machen aus einem verbotenen Stoff offiziell eine neue Substanz, die dann nicht unter das BtMG fällt. Einem Verbot per Rechtsverordnung geht ein aufwendiges Verfahren voraus.
Kommen bald neue Verbote?
Ja. Der zuständige Ausschuss beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat in seiner jüngsten Sitzung das Verbot von rund einem Dutzend neuer Stoffe empfohlen. Damit ist die nächste Verbotswelle vorgezeichnet.
Was kann gegen das Problem neuer legaler Designerdrogen helfen?
Statt dem BtMG einzelne Stoffe zu unterstellen, könnten ganze Stoffgruppen verboten werden. Allerdings stehen dem verfassungsrechtliche Bedenken entgegen.
Wie viele Menschen nehmen synthetische Drogen?
Nach Einschätzung der Bundesregierung haben etwa zwei Millionen Erwachsene bereits Amphetamine genommen - 150.000 tun es regelmäßig. Etwa 400. 000 Erwachsene haben schon einmal neue synthetische Substanzen wie Räuchermischungen oder Badesalze probiert. Experten gehen von einer deutlichen Dunkelziffer aus.
Was weiß man über typische Konsumenten?
Laut einer Befragung des Centre for Drug Research in Frankfurt/Main sind 89 Prozent der Konsumenten männlich und im Schnitt 24 Jahre alt. Die meisten haben auch Erfahrungen mit Cannabis oder anderen illegalen Drogen. In Süddeutschland und in Großstädten sind die Stoffe am weitesten verbreitet. Zu 77 Prozent haben die Konsumenten die Stoffe demnach aus deutschen Online-Shops.
Was sind die Motive für den Konsum?
Der Freiburger Rechtsmediziner Volker Auwärter wird so zitiert: "Synthetische Drogen sind besonders interessant für junge Erwachsene, deren Arbeitgeber einen Drogentest durchführen." Denn normalerweise lassen sich die Stoffe schwer nachweisen. Auch Neugier und Lust auf Rausch zählen zu den Gründen.
Was sind die Risiken?
Crystal zum Beispiel bläst Müdigkeit und Hunger weg. Doch das Suchtpotenzial ist riesig. Auszehrung, sich zersetzende Schleimhäute, Zahnschäden, nachlassende Gedächtnisleistung, Psychosen bis hin zu paranoider Schizophrenie können die Folgen der Partydroge sein. Die Drogen kommen oft aus tschechischen Drogenküchen.
Bereiten synthetische Drogen Suchtexperten die größten Sorgen?
Nein. So trinken rund 9,5 Millionen Menschen in Deutschland gefährlich viel Alkohol. Rund 73.000 sterben jedes Jahr an den Folgen. 31 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen rauchen. Rund 1,4 Millionen Bundesbürger kommen nicht von Medikamenten los. (dapd)