Düsseldorf. . Um das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen, mischen Rauschgifthersteller neue Stoffe und verkaufen sie als Badesalz. Insbesondere Jugendliche zählen zu den Konsumenten.

Synthetische Drogen, die getarnt als Kräutermischung oder Badesalz im Internet verkauft werden, bereiten den Gesundheitsbehörden zunehmende Sorgen. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) warnte vor erheblichen Gesundheitsrisiken, wenn „Designer-Drogen“ von Konsumenten geschluckt, geraucht oder geschnupft werden. Nach einer Studie der Universität Frankfurt haben neun Prozent der 15- bis 18-Jährigen bereits mit Cannabinoiden versetzte Räuchermischungen konsumiert. Experten warnen die meist jugendlichen Konsumenten vor einem „Spiel mit dem Tod“

Um das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen, werden in immer kürzeren Abständen neue Stoffe zusammengemischt. Zwar weisen die sogenannten „Legal High“-Produkte Warnhinweise auf, dass sie nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Damit soll aus Sicht von Suchtexperten aber nur verschleiert werden, dass es sich um verbotene Drogen handelt. Der Bonner Professor Frank Mußhoff hat bei der Prüfung von 86 Angeboten im Internet festgestellt, dass 14 Prozent der Proben Stoffe enthielten, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen und 37 Prozent unter das Arzneimittelrecht fielen. „Es ist erschreckend, was Konsumenten so rauchen, schlucken und schniefen“, klagte Mußhoff. Konsumenten drohen unkalkulierbare Gesundheitsrisiken von Angstzuständen, Herzrasen bis hin zu lebensgefährlichen Vergiftungen und Lähmungserscheinungen.

49 neue Drogentypen

Allein 2011 registrierte die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht 49 neue Drogentypen. Wird ein legaler Vertrieb nach Aufnahme des Stoffes ins Betäubungsmittelgesetz unterbunden, verändern Hersteller dieser Droge die chemische Struktur geringfügig, so dass der neue Stoff trotz der sehr ähnlichen psychoaktiven Wirkung wieder legal vertrieben werden kann.

Nach Angaben von Gesundheitsministerin Steffens handelt es sich um ein stetig wachsendes europaweites Problem. Steffens verwies darauf, dass der Konsumentenkreis der synthetischen Drogen mit Konsumenten anderer illegaler Drogen „nahezu identisch“ ist. Bernd Werse, Suchtexperte an der Universität Frankfurt, hält die gesundheitlichen Folgen der dubiosen Kräutermischungen sowie deren Wirkung auf Konsumenten für „nicht absehbar“.

Auf Präventionsveranstaltungen werden Jugendliche von Drogenberatungsstellen und Polizei auf Gefahren durch synthetische Drogen hingewiesen. Außerdem stellt das Landeskriminalamt in NRW für Polizisten ein Merkblatt „Designerdrogen“ zur Verfügung.

Ein Verbot der neuen synthetischen Drogen oder ihrer Inhaltsstoffe kann nur auf Bundesebene durch Änderung des betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften geregelt werden.