Essen. In Herne sind die Menschen fast doppelt so oft krank wie in Münster. Das ergeben die neuesten Zahlen zum Krankenstand der deutschen Arbeitnehmer. In NRW sind die Zahlen in 2011 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Auch zu den Krankheitsgründen bietet die Erhebung Einblicke.
Auch ohne Grippewelle bleibt der Krankenstand in Deutschland auf einem hohen Niveau. Im ersten Halbjahr waren die Arbeitnehmer im Durchschnitt 16 Tage krankgeschrieben. Das geht aus einer am Montag vorgelegten Auswertung des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen (BKK) hervor.
Dies entspricht wie im Vorjahreszeitraum einem Krankenstand von 4,4 Prozent. Die Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen waren sogar 16,6 Tage krank - gegenüber 15,1 Tagen im Jahr 2010. Damit waren sie länger krank als der Bundesdurchschnitt mit exakt 16 Fehltagen. Der Statistik zufolge ist die deutschlandweite Fehlrate so hoch wie zuletzt im Jahr 1999.
Am höchsten sind die Krankenstände im Ruhrgebiet
Die höchsten Krankenstände in NRW gab es der Erhebung zufolge unter den Arbeitnehmern im Ruhrgebiet, die wenigsten in Münster sowie dem Bergischen und dem Lipper Land. Regionaler Spitzenreiter war Herne mit 22,4 Krankentagen gegenüber 12,9 Fehltagen in Münster.
Mit 26,3 Prozent verursachen Muskel- und Skeletterkrankungen und hier vor allem Rückenleiden die meisten Krankheitstage. Diese werden von Atemwegserkrankungen gefolgt, die 14,4 Prozent der Fehlgründe ausmachen. Die psychischen Leiden rücken mit 13,2 Prozent erstmals an die dritte Stelle vor - noch vor Verletzungen mit 13 Prozent.
Psychische Probleme verursachen jeden achten Krankheitstag
Vor allem Männer fehlen wegen Problemen mit der Psyche immer häufiger im Job. Im Jahr 2011 gab es laut BKK-Verband bei ihnen einen Zuwachs um 20 Prozent, bei Frauen um 18 Prozent.
Inzwischen verursachen Fehltage aufgrund psychischer Störungen jeden achten Krankheitstag. Eine Arbeitsunfähigkeit deswegen dauert mit durchschnittlich 37 Tagen am längsten. Eine ähnlich lange Fehlzeit gibt es nach Krebsbehandlungen mit 36 Tagen je Fall.
Fast die Hälfte aller Fehltage entsteht durch Langzeit-Krankheiten
Langzeitfälle mit mehr als sechswöchiger Krankheitsdauer verursachen inzwischen 47 Prozent aller Krankentage, obwohl sie nur vier Prozent der Fälle insgesamt ausmachen. Ein Rekordtief der Krankenstände gab es im Jahr 2006 mit durchschnittlich 12,4 Krankheitstagen und einem Krankenstand von 3,4 Prozent.
Der BKK Bundesverband analysiert nach eigenen Angaben die Befunde von jedem fünften sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Auswertung gilt als repräsentativ. (rtr/dapd)