Berlin. Ärzte in Deutschland lernen mit Hilfe der Bundesregierung, wie sie ihren Patienten nicht notwendige Gesundheitsleistungen verkaufen. Einen entsprechenden Medienbericht bestätigte das Bundeswirtschaftsministerium. Kritik aus der Opposition folgte prompt.

Die Bundesregierung fördert einem Pressebericht zufolge Marketingseminare, in denen Ärzte lernen, ihren Patienten sogenannte Igel-Angebote zu verkaufen. Die "individuellen Gesundheitsleistungen" (Igel) sind Behandlungen, die überwiegend als medizinisch nicht notwendig gelten und von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt werden.

Das Bundeswirtschaftsministerium räumte in einer Stellungnahme, die der "Berliner Zeitung" vorliegt, ein, dass solche Schulungen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bezuschusst werden.

Viele Igel-Untersuchungen führen zu falschen Befunden

Die häufigsten Igel-Leistungen sind das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs. Wissenschaftliche Studien, die einen Nutzen belegen, gebe es nicht, schreibt die Zeitung weiter. Im Gegenteil: Viele der Igel-Untersuchungen führten zu falschen Befunden und unnötigen Eingriffen.

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Biggi Bender forderte, derartige Beratungen nicht mehr zu fördern. Solche Verkaufstrainings unterstützten eine tendenziöse "Aufklärung" der Patienten, sie zerstörten das Arzt-Patient-Verhältnis und richteten gesundheitlichen und finanziellen Schaden an. (dapd)