. . . muss nicht gleich etwas Schlimmes dahinter stecken. Gastroenterologe Dr. Eberhard Dirks vom Gertrudis-Hospital in Herten-Westerholt über Ursachen für Magen- und Darmprobleme und deren Behandlung

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© Gertrudis - Hospital

Herten. "Vielfach sind es einfach nur Blähungen, die einen piesacken", sagt Dr. Eberhard Dirks, Gastroenterologe im Gertrudis-Hospital in Westerholt, zum Bauchzwicken. Er weiß auch: "Es gibt viele harmlose Ursachen für Magen- und Darmprobleme - leider aber auch viele ernste." Wenn der Schmerz zu heftig werde oder auf Dauer bleibe, müsse man prüfen lassen, woher er komme. "Wer länger als zwei Wochen unter Bauchweh leidet, sollte sich untersuchen lassen", rät der leitende Arzt der Inneren Abteilung.

Gründe für die Beschwerden kann es viele geben, denn im Bauch befinden sich - grob gesprochen - nicht nur Magen und Darm, sondern auch Galle, Bauchspeicheldrüse und Blinddarm sowie Blase, Eierstöcke, Leber, Niere. Was wo im Argen liegt, kann heutzutage mit verschiedenen Untersuchungsmethoden relativ sicher diagnostiziert werden.

Die Gastroenterologie unterscheidet grundsätzlich zwei Arten von Bauchschmerzen: die organischen Beschwerden (ein Organ ist von einer Entzündung, einem Erreger, einem Stein oder einem Tumor befallen) und die funktionellen Beschwerden, d. h. die Funktion eines Organs ist beispielsweise durch Säureeinwirkung, Fehlernährung oder gar Stress gestört.

Zu den funktionellen Erkrankungen zählen Reizmagen, Reizdarm und Verstopfung. "Die häufigsten organischen Erkrankungen sind Magen-Darm-Infektionen durch Bakterien und Viren, Lebensmittelvergiftungen, Blinddarm- oder Gallenblasenentzündungen oder Gallenkoliken und Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre", zählt Dr. Dirks auf. Bei älteren Menschen tritt die Divertikulitis (entzündete Aussackungen in der Darmwand) gehäuft auf, aber auch Krebserkrankungen werden im Alter festgestellt.

Entzündungen oder Tumore an der Bauspeicheldrüse verursachen kräftigste Schmerzen und gehören zu den gefährlichsten Baucherkrankungen. Auch Durchblutungsstörungen oder ein Aortenaneurysma (Aussackung der Hauptschlagader) können Bauchweh machen, und sogar ein Herzinfarkt kann Auslöser von Schmerzen im Oberbauch sein. "Bei jeder Oberbauchsymptomatik sollte daher auch ein EKG geschrieben, d.h. eine Untersuchung auf einen Hinterwandinfarkt gemacht werden", sagt Dr. Eberhard Dirks.

Wo tut's weh? Die Lokalisierung des Schmerzes ist der erste Schritt bei der Untersuchung - und oft schon recht aufschlussreich. "Zwickt" es im rechten Unterbauch, weist das auf den Blinddarm hin, schmerzt der rechte Oberbauch, geht's meist um die Galle. Der Arzt fragt auch: Hat sich der Schmerz verlagert? Wann tritt er auf? Kommt er schnell oder langsam? Ist er dumpf oder hell? Die Antworten verraten viel. Ein Beispiel: "Bei einer Blinddarmentzündung hat man erst einen dumpfen Schmerz im ganzen Bauch, der sich nach einiger Zeit dann in die rechte untere Ecke verzieht", so der Chefarzt. Auch durch das Abtasten erhalte man wichtige Hinweise auf die Schmerzursache. "Bei Gallenproblemen etwa ist der Patient höchst empfindlich unter dem rechten Rippenbogen. Wenn man dort drückt, schreit er auf."

Es gibt weitere Anzeichen, die auf bestimmte Erkrankungen hinweisen. Die Gesichtsfarbe zum Beispiel: "Wenn ein Stein den Gallengang verstopft, bekommt man Gelbsucht", so Dirks. Wichtig sei es darüber hinaus auch, funktionelle Zusammenhänge zu eruieren. Hat der Patient Stress - der ihm auf den Magen schlägt? Nimmt er zu oft zu fettes Essen zu sich? "Dann ist eine Gallenkolik wahrscheinlich", erklärt der Chefarzt.

Zur "Detektivarbeit" des Gastroenterologen zählen zudem die Blutuntersuchung im Labor (liefert Entzündungswerte), Ultraschall, Röntgen, Computer- und Kernspintomographie (Steine, Tumore, Wassereinlagerungen, Organveränderungen werden so sichtbar). "In Magen und Darm kann man auf diese Weise nicht hineinschauen. Dazu ist eine Endoskopie (Spiegelung) notwenig."

Eine wichtiges Diagnoseinstrument ist für den Arzt aber auch sein Ohr - bzw. das Abhör-Stetoskop: "Solange der Bauch noch plätschert und gurgelt, ist er noch relativ in Ordnung. Wenn er still ist, dann ist er ernstlich krank."