San Francisco. . Arbeitsplätze sind wahre Sammelbecken für Keime. Doch es gibt dabei große Unterschiede, ob es sich um ein Büro von Männern oder Frauen handelt. Das haben US-Forscher herausgefunden und liefern auch eine Erklärung.
Büros sind wahre Sammelbecken für Mikroben - vor allem wenn Männer in ihnen arbeiten. Denn auf ihren Schreibtischen, Tastaturen, Telefonen oder Computermäusen tummeln sich deutlich mehr Bakterien als auf denen von Frauen. Das haben US-amerikanische Forscher festgestellt, als sie 90 Büros in drei Städten auf ihre Mikrobenbelastung hin untersuchten.
Zu erklären sei die höhere Keimbelastung am ehesten durch Unterschiede in der Hygiene: „Männer sind dafür bekannt, dass sie ihre Hände seltener waschen als Frauen und sich auch weniger häufig die Zähne putzen, sie gelten allgemein als schlampiger“, konstatieren Krissi Hewitt von der San Diego State University und ihre Kollegen wenig schmeichelhaft im Fachmagazin „PloS ONE“. (doi:10.1371/journal.pone.0037849)
Zur Entlastung der Männer nennen die Forscher aber auch noch einen anderen Grund: Weil Männer im Allgemeinen größer seien als Frauen, hätten sie auch eine größere Hautoberfläche. Auf ihnen könnten sich daher auch mehr Mikroben ansiedeln. „Zusätzlich zur schlechteren Hygiene ist es daher möglich, dass Männer auch aus diesem Grund mehr Bakterien an ihre Umwelt abgegeben“, sagen die Wissenschaftler. Grundsätzlich unterschieden sich die Büro-Mikroben von Frauen und Männern nur in ihrer Menge, es kamen aber die gleichen Arten in etwa vergleichbaren Anteilen vor.
Mehr als 500 verschiedene Arten
In allen untersuchten Büros waren Telefonhörer und Stühle am stärksten mit Mikroben kontaminiert, wie die Wissenschaftler berichten. Etwas geringer seien die Keimzahlen auf den Schreibtischplatten, den Tastaturen und Mäusen gewesen. Insgesamt wiesen Hewitt und ihre Kollegen mehr als 500 verschiedene Bakterienarten auf den Oberflächen der Büroumgebung nach. Die meisten Büro-Mikroben seien harmlose Bewohner der menschlichen Haut oder der Schleimhäute von Nase und Mund. „Wir fanden aber auch eine überraschend hohe Anzahl von Keimen, die aus dem menschlichen Verdauungstrakt stammen“, schreiben die Forscher.
Zwar seien unter den Büro-Mikroben auch einige, die unter bestimmten Bedingungen Krankheiten verursachen könnten, die meisten von ihnen würden aber nur bei schwer immungeschwächten Menschen ein Problem.
In geringeren Anteilen fanden die Forscher auch Bodenmikroben und - ebenfalls für sie überraschend - Bakterien, die normalerweise in heißen Quellen und anderen extrem warmen Umgebungen vorkommen. „Es erscheint auf den ersten Blick ziemlich seltsam, diese Arten in Bürogebäuden zu finden“, sagen die Wissenschaftler. Aber andere Forscher hätten Spuren dieser temperaturresistenten Arten auch schon in anderen Innenräumen wie beispielsweise Klos oder Bädern gefunden. „Das zeigt vermutlich einfach, wie gut diese widerstandsfähigen Organismen überleben und sich verbreiten können“, schreiben die Mikrobiologen.
Gene helfen bei der Mikrobenbestimmung
Für ihre Studie hatten die Forscher in den Städten New York, San Francisco und Tucson jeweils 30 Büros untersucht. In allen Büros nahmen sie standardisierte Proben, indem sie mit einem speziellen Wattestäbchen 13 Quadratzentimeter der Oberfläche abstrichen. Alle Proben wurden auf Nährböden ausgebracht und bebrütet, um die Anzahl der Keime zu bestimmen. Zusätzlich isolierten die Forscher die DNA der Proben, um anhand eines Genabschnitts zu bestimmen, welche Bakteriengruppen und -gattungen vertreten waren.
„Wir Menschen verbringen immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen, dennoch wissen wir bisher kaum etwas darüber, welche Bakterien und Viren es dort gibt, wo wir leben, arbeiten und spielen“, sagt Studienleiter Scott Kelley von der San Diego State University. Die Studie helfe dabei festzustellen, welche Mikroben in normalen, gesunden Gebäuden vorkommen. Dadurch könne man die Ursache für verschiedene, in bestimmten Gebäuden gehäuft auftretende Erkrankungen besser aufspüren. (dapd)