San Diego. Einer Studie zufolge leiden autofahrende Pendler häufig unter Bluthochdruck und Übergewicht. Außerdem könne tägliches Pendeln Ursache für chronischen Stress sein. Die Forscher betonen jedoch ausdrücklich: Pendeln stelle nur einen Aspekt einer körperlich inaktiven Lebensweise dar.
Lange Fahrstrecken zur Arbeit wirken sich negativ auf die Gesundheit aus: Autofahrende Pendler sind meist körperlich weniger aktiv, häufiger übergewichtig und leiden öfter unter hohem Blutdruck als Menschen mit einem kurzen Arbeitsweg. Das haben US-amerikanische Wissenschaftler in einer Studie an fast 4.300 Berufstätigen festgestellt.
Es sei schon länger bekannt, dass eine inaktive, sitzende Lebensweise sich negativ auf die Gesundheit auswirke. Langes Pendeln verstärke dies - unter anderem, weil es Zeit beanspruche, die nicht mehr für Sport oder andere aktive Tätigkeiten genutzt werden könne, berichten die Forscher im Fachmagazin "American Journal of Preventive Medicine".
Stau als Stressursache
"Das tägliche Pendeln stellt aber auch eine Quelle für chronischen Stress dar, der physiologische Folgen wie hohen Blutdruck, Anspannung oder Erschöpfung nach sich ziehen kann", sagen Christine Hoehner von der Washington University in St. Louis und ihre Kollegen. Bereits früher hätten Studien gezeigt, dass das tägliche Autofahren Stress hervorrufe, vor allem dann, wenn die Autofahrer - wie im Berufsverkehr der Ballungsräume häufig der Fall - im Stau stünden.
In der Studie hatten die Teilnehmer, die täglich 15 Kilometer und mehr zur Arbeit zurücklegten, einen höheren Blutdruck als kürzer pendelnde Berufstätige. Diejenigen, die 24 und mehr Kilometer zur Arbeit brauchten, seien zudem häufiger übergewichtig gewesen, berichten die Forscher. Diese Zusammenhänge seien auch dann noch sichtbar geblieben, als gezielt Menschen verglichen wurden, die in Alter, Geschlecht, Lebensweise und körperlicher Fitness gleich waren.
Forschung in Texas
"Die Studie liefert uns damit wichtige Hinweise auf potenzielle Zusammenhänge zwischen der Zeit, die wir mit Pendeln verbringen und unserer Gesundheit", schreiben Hoehner und ihre Kollegen. Das sei auch deshalb wichtig, weil heute immer mehr Menschen lange Arbeitswege in Kauf nehmen müssten. Allein in den USA habe sich die Zahl der Berufspendler von 41 Millionen im Jahr 1960 auf 113 Millionen im Jahr 2000 erhöht.
Für ihre Studie ermittelten die Forscher bei 4.297 Bewohnern des Großraums Dallas-Fort Worth und Austin in Texas die Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsstelle. Alle Studienteilnehmer wurden medizinisch untersucht, besonderes Augenmerk legten die Wissenschaftler auf Risikofaktoren wie das Körpergewicht, die Taillenweite, die Blutfettwerte und den Blutdruck. Der Altersdurchschnitt der Probanden lag bei 41 Jahren.
Typische Schreibtisch-Berufe
Um die körperliche Fitness und die Gesundheit des Herz-Kreislauf-System zu testen, absolvierten alle Teilnehmer einen Belastungstest auf einem Laufband. In einem ausführlichen Frageboden mussten die Versuchspersonen zudem Auskunft über ihre wöchentliche Sportaktivität der vergangenen drei Monate geben.
Die Forscher betonen ausdrücklich, dass das Pendeln nur einen Aspekt einer körperlich inaktiven Lebensweise darstelle. Die Studie habe andere Faktoren wie den Fernsehkonsum und eine sitzende Arbeit nicht mit einbezogen. Allerdings hätten mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer typische Schreibtisch-Berufe ausgeübt. Zukünftige Studien seien nun nötig, um die Effekte des Pendelns noch genauer von anderen Einflussfaktoren zu trennen. (dapd)