Düsseldorf. . Die gute Botschaft: Immer weniger Menschen sterben an einem Herzinfarkt. Die schlechte: Der „Gesundheitsreport NRW“ der DAK zeigt auch, dass Stress am Arbeitsplatz zu den Hauptgründen des Infarkts zählt.

Gute Botschaften über den Gesundheitszustand der Menschen sind selten. Doch die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) zeigt in ihrem „Gesundheitsreport NRW“, dass es geht: Die Zahl der Menschen, die an Herzinfarkt sterben, ist zurückgegangen. In NRW und in ganz Deutschland.

Traf der Herzinfarkt im Jahre 1998 noch etwa 25 Menschen von Hunderttausend tödlich, so waren es 2010 nur noch 13 Patienten, die nicht mehr gerettet werden konnten, so ein Ergebnis des Gesundheitsreports, der gestern bei der DAK in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Der medizinische Fortschritt mache es möglich: bessere und schnellere Diagnosen, spezialisierte Kliniken, kompetente medizinische Teams, medikamentöse oder chirurgische Behandlungen (wie „Stents“ zum Offenhalten der Gefäße) – das sei der Grund für die besseren Überlebens-Chancen.

Es geht gut weiter: Denn auch die Herzinfarkte wurden in den letzten 25 Jahren deutlich weniger. Im Vergleich zu 1985 sank die Zahl der Betroffenen um 29 Prozent. Ob es an Nichtraucher-Kampagnen liegt oder daran, dass der eine oder andere doch am See seine Runden dreht? Nikotinverzicht sei ein wichtiger Grund, Bewegung auch, heißt es. Genau wie die Einstellung des zu hohen Blutdrucks.

36 Milliarden fürs Herz

Zwar sterben weniger Menschen an Herzinfarkt, doch sinkt bei den Arbeitnehmern die Zahl der Krankenhausaufenthalte bei Herzinfarkt seit Jahren nicht mehr. Etwa 36 Milliarden Euro gibt die DAK pro Jahr zur Kostenerstattung für Herz-Kreislauferkrankungen aus. Zum Vergleich: Der Betrag für die zunehmenden psychischen Erkrankungen liegt bei 27 Milliarden Euro.

Hans Werner Veen, DAK-Präsident. Foto: Manfred Wigger
Hans Werner Veen, DAK-Präsident. Foto: Manfred Wigger © WAZ

Das Herzinfarkt-Risiko steige ab einem Alter von 55 Jahren stark an. Thema: alternde Arbeitnehmer. Chefs seien gefragt, die Bedingungen am Arbeitsplatz so zu gestalten, dass die Mitarbeiter mit Freude zur Arbeit gehen. Denn Stress am Arbeitsplatz gehöre laut Untersuchung des Berliner Forschungs-Institutes Iges, das den Gesundheitsreport erstellt hat, zu den Hauptgründen, die zum Infarkt führen.

Gut untersucht sei, dass Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck gefährlich fürs Herz seien. Nun hat man sich den Arbeitsplatz vorgeknöpft und in einer repräsentativen Befragung 3000 Berufstätige interviewt. Knapp jeder zehnte Befragte (9,7 Prozent) in NRW leidet demnach an einer „Gratifikationskrise“ (bundesweit: 9,3 Prozent).

„Gratifikation“ bezeichnet das Verhältnis zwischen Verausgabung und Belohnung. Faktoren auf der Verausgabungs-Seite sind zum Beispiel: Zeitdruck, Störungen, Überstunden. Auf der Belohnungs-Seite stehen zum Beispiel: Gehalt, Anerkennung durch Vorgesetzte, Aufstiegschancen. In NRW leiden im bundesweiten Vergleich mehr Menschen unter der fehlenden Anerkennung des Chefs (16 Prozent, bundesweit 17,1 Prozent) und über schlechte Aufstiegs-Chancen (14,8 Prozent gegenüber 13, 7 Prozent).

Mieses Arbeitsklima, wenig Lob und Geld – dieses Trio, das ist bekannt, führt auch zu Depressionen. Und, das ist neu, Depressionen erhöhen das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden um 60 bis hundert Prozent, so Hans-Werner Veen von der DAK.

Angebote für Kinder

Da man nicht mal eben die Chefs zum Loben bewegen kann oder eine Gehaltserhöhung erwirkt, müssten andere Wege gefunden werden, um den Druck auszugleichen: Firmenläufe, Angebote zur Kinderbetreuung. „Aber es hilft den Mitarbeitern auch, wenn ihre Vorgesetzten einfach schon mal wachgerüttelt werden“, so Veen.