Berlin. Gemeinhin gilt Tiefkühlkost als ungesund und wenig vitaminreich, zweifelhafte Zusatzstoffe werden ihr zugeschrieben. Ernährungsexpertin Sabine Partheymüller bricht eine Lanze für Essen aus der Truhe: Tiefkühlkost sei nicht immer die schlechtere Alternative. Es komme vor allem auf die Zubereitung an.
Tiefgekühltes Essen hat einen denkbar schlechten Ruf: Keine Vitamine, miese Qualität, zu viel Fett und Geschmacksverstärker – so lauten die gängigen Kritikpunkte. Doch das muss nicht so sein. "Es kommt auf das Produkt an und wie es zubereitet ist", sagt Ernährungsexpertin Sabine Partheymüller von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zum "Tag der Tiefkühlkost" am (heutigen) Dienstag.
Es sei nun mal so, dass viele Leute wenig Zeit hätten, um sich ein frisches Essen zu kochen. Deshalb gelte es, mit dem vorhandenen Tiefkühlangebot möglichst geschickt umzugehen. "Tiefgekühltes Gemüse, Brot, Fisch – diese Sachen kann man praktisch in der Küche einsetzen", sagt sie. Wichtig sei nur, dass es sich um nicht verarbeitete Lebensmittel handele. Sie rät dazu, im Supermarkt lieber zum Fischfilet pur zu greifen als zur "Schlemmerzubereitung", in der sich oft viele Konservierungsstoffe, übermäßig viel Salz und Dickmacher verbergen.
"Tiefgekühltes Obst oder Gemüse sind gerade im Winter eine gute Alternative", erklärt Partheymüller. Denn es bleiben mehr Nährstoffe und Vitamine erhalten, wenn die Ware reif geerntet und gleich tiefgefroren wird, als wenn sie erst beim Transport oder im Regal nachreift.
Nichts spricht gegen Auftauen in der Mikrowelle
Partheymüller räumt auch mit einem weiteren Vorurteil auf: das Auftauen in der Mikrowelle. "Es gibt keine wissenschaftliche Begründung, dass sich die Essenszubereitung in der Mikrowelle negativ auf die Gesundheit auswirkt", sagt die Verbraucherschützerin. Dagegen rät sie davon ab, Tiefgefrorenes bei Zimmertemperatur aufzutauen. Die Lebensmittel würden dann außen eher warm als innen, was es Krankheitserregern leicht mache, sich zu vermehren.
"Der warme Temperaturbereich, in dem wir uns wohlfühlen, ist auch der Bereich, in dem die meisten Mikroorganismen sich gut vermehren", sagt Partheymüller. Das Auftauen sollte deshalb so schnell gehen wie möglich, dann bleiben auch mehr Nährstoffe erhalten. Eine gute Alternative ist demnach auch das Auftauen im Kühlschrank – aber das kann dauern und setzt eine rechtzeitige Planung voraus.
Tiefkühlprodukte durch frische Zutaten aufpeppen
Auch die viel gescholtene Fertigpizza ist Partheymüller zufolge kein Teufelszeug, sondern kann ab und zu auf den Tisch – je nach Vorliebe und Zeitbudget. Aber auch für die Zubereitung tiefgekühlter Lebensmittel hat die Verbraucherschützerin einige Tipps parat: So könnten Pfannengerichte einfach mit Paprikastreifen gestreckt und Pizzen mit frischem Gemüse belegt werden. Das kostet wenig Zeit und macht das Essen gesünder.
Wenn in dem Tiefkühlessen ursprünglich zu viel Salz war, dann verringert die Zugabe salzfreier Zutaten den Anteil automatisch. Generell gilt: Wer es genau wissen will, muss auf die Zutatenliste schauen und sie mit seinen Erwartungen vergleichen. Denn auch die sind von Verbraucher zu Verbraucher verschieden. (dapd)