Berlin. . Viele Jungen haben Sprachprobleme. Dies geht aus dem Arztreport hervor, den die Barmer GEK gestern vorgestellte. Danach bekommen 20 Prozent der kleinen Jungen eine Logopädie-Verordnung.
Neue Krankheitsbilder lösen die typischen Kinderleiden wie Scharlach, Windpocken oder Ringröteln ab. So leiden inzwischen 1,12 Millionen Kinder unter 14 Jahren an Sprech- und Sprachstörungen. Das ist etwa jeder zehnte Heranwachsende in Deutschland. Dies geht aus dem Arztreport hervor, den die Barmer GEK gestern vorgestellte.
Besonders oft diagnostizieren die Kinderärzte demnach bei Fünfjährigen Sprachstörungen. Sie betrafen 38 Prozent aller Jungen und 30 Prozent der Mädchen. 20 Prozent der Jungen und 14 Prozent der Mädchen bekommen deshalb eine Logopädie-Verordnung.
Barmer-GEK-Vizechef Rolf- Ulrich Schlenker sprach sich dafür aus, bei Heranwachsenden schon früher auf Sprachprobleme zu achten. Das fordert auch Dietlinde Schrey-Dern vom Bundesverband für Logopädie. Wenn ein Kind etwa eine Lauterwerbs-Störung habe, lerne es mit zunehmendem Alter immer mehr Worte falsch.
Zwischen 2004 und 2009 habe die Zahl der Kinder mit Sprachstörungen um 20 Prozent zugenommen, sagte der Autor des Reports, Thomas Grobe. Die hohen Werte begründete er auch mit fehlenden Diagnose-Kriterien.
„Manche Eltern setzen Ärzte unter Druck“
„Ein Großteil der Verordnungen zum Logopäden erfolgt aufgrund recht banaler Störungen“, sagte Thomas Fischbach, Vorsitzender des NRW-Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, der WAZ. Er warnte vor Aktionismus. „Wenn ein Kind mit drei Jahren lispelt, braucht es nicht gleich Sprachheilkunde.“ Doch es komme immer wieder vor, dass Eltern Ärzte unter Druck setzten, damit ihr Kind zum Logopäden könne.
Neben Sprachstörungen haben über elf Prozent der Jungen und Mädchen bis 14 Jahre mit Neurodermitis zu kämpfen. Weiter hat der Report ergeben, dass jeder zehnte neunjährige Junge zum Neurologen oder Psychiater geht: 60 Prozent davon wegen der Hyperaktivitäts-Störung ADHS.