Essen. Ob Badesalze oder Kräutermischungen: Die Namen verharmlosen, doch was in Hinterhofküchen gebraut wird, ist genauso gefährlich wie Kokain und Heroin. Die Bundesregierung versucht nun, den Handel mit den Stoffen einzudämmen.

Die Bundesregierung prüft eine Verschärfung der Drogengesetze. Sie will die Strafbarkeit von Herstellung, Vertrieb und Besitz auf neuartige synthetische Rauschmittel ausdehnen, die als angebliche „Badesalze“ und „Kräutermischungen“ legal verkauft werden. Tatsächlich versetzen diese Stoffe die jungen Käufer in einen Rausch, schädigen deren Gesundheit und können sogar zum Tod führen. Bislang umgehen die Hersteller der Produkte die Regeln des Betäubungsmittelgesetzes, indem sie in rascher Folge die Zusammensetzung der chemischen Substanzen ändern.

Die Überlegung, die in einer Regierungsantwort auf eine Anfrage der Grünen bestätigt wird, zielt auf sogenannte „Legal High“-Produkte. Sie werden im Internet und 600 speziellen Läden auch als Räuchermischungen, Düngerstoff oder Raumdüfte verkauft, sind in der Szene bekannt und po­pulär. Besonders junges Publikum raucht, schnupft oder schluckt diese Drogen.

Im Internet kursieren euphorische Berichte über "Legal High"-Produkte

Berlin ist alarmiert. Es seien mindestens drei Todesfälle auf den Genuss zurückzuführen. „Schwerwiegende Folgen“ habe der Konsum bei vielen, sagt das Bundesgesundheitsministerium: „Übelkeit, heftiges Erbrechen, Herzrasen und Ori­entierungsverlust“ gehörten da­zu, auch Wahnvorstellungen, Lähmungen und das Versagen von Kreislauf und Organen wie der Niere.

Häufig fehle auf den „flippigen Packungen“ die Angabe der Wirkstoffe, so das Bundeskriminalamt. Wirkung und Ne­benwirkung der „meist unerforschten Substanzen“ könnten durch einen jugendlichen Käufer des vermeintlich berauschenden Badesalzes kaum eingeschätzt werden. Tatsächlich veröffentlichen Konsumenten im Internet naive und teils euphorische Berichte über „Legal High“-Produkte. Diese erobern am Drogenmarkt einen immer höheren Anteil. Produzenten und Dealer erzielen bis zu 250 Prozent Gewinn.

Weil die Substanzen ständig verändert werden – allein 2011 wurden 37 neue Zusammensetzungen bekannt –, ist ein Verbot kompliziert. Die Regierung hat Rechtsgutachten eingeholt. Als Möglichkeit gilt, das Betäubungsmittelgesetz umzubauen. Danach würden Stoffgruppen einschließlich aller denkbaren Veränderungen in eine Verbotsliste auf­genommen.