Berlin. Das Risiko, pflegebedürftig zu werden, liegt für Frauen bei 75 Prozent, für Männer bei 50 Prozent. Das zeigt der Barmer GEK Pflegereport 2011. Vor elf Jahren waren die Zahlen deutlich niedriger. Grund für den Anstieg ist, dass die Menschen immer älter werden.

50 Prozent aller Männer und drei von vier Frauen über 30 müssen einer Studie zufolge damit rechnen, pflegebedürftig zu werden. Im Jahr 2000 hatte das Risiko für Männer noch bei 41 Prozent und für Frauen bei 65 Prozent gelegen. Zudem versterben 70 Prozent der Menschen mittlerweile in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Im Jahr 2000 waren es noch 65 Prozent. Das sind Ergebnisse aus dem Barmer GEK Pflegereport 2011.

Deutschland könne sich Reformen der Pflegeversicherung „im Schneckentempo“ nicht länger leisten, mahnte der stellvertretende Barmer-GEK-Chef Rolf-Ulrich Schlenker.

Die Zahl der Pflegebedürftigen hat von 1999 bis 2009 um 16 Prozent auf 2,4 Millionen Menschen zugenommen - dem Bericht zufolge allein seit 2007 um 4,1 Prozent. Ursache dafür ist, dass die Menschen immer älter werden. Fünf Prozent der 80-Jährigen und 20 Prozent der 90-Jährigen würden innerhalb eines Jahres pflegebedürftig.

Herausforderung: steigende Zahl der Demenzerkrankungen

Vor allem die zunehmenden Demenzerkrankungen stellen die Pflegeversicherung vor neue Herausforderungen. Die Betreuungsleistungen für „Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz“ (PEA) würden zu 58 Prozent vor allem von Altersverwirrten in Anspruch genommen, zu 42 Prozent von geistig Behinderten und psychisch Erkrankten. Den Forschern des Bremer Zentrums für Sozialpolitik zufolge sind die Ausgaben dafür seit der Einführung im 2. Quartal 2002 bis zum 4. Quartal 2010 von 2,4 Millionen Euro auf 65,5 Millionen Euro gestiegen.

Schlenker wie auch Studienleiter Heinz Rothgang forderten eine zügige Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Die Bundesregierung will dazu einen Beirat einsetzen, der bis zum Ende der Wahlperiode ein Konzept erarbeiten soll. Schlenker begrüßte die von der Bundesregierung für 2013 geplante Anhebung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung um 0,1 Prozentpunkte mit dem Ziel, die Pflege von Demenzkranken zu verbessern. Diese kleine Reform sei ein erster und richtiger Schritt.

Derzeit liegt der Beitragssatz in der Pflegeversicherung bei 1,95 Prozent. Diesen zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte. Kinderlose ab 23 Jahren müssen zusätzlich 0,25 Prozent vom Bruttoeinkommen aufwenden. Zum 1. Januar 2013 soll der Beitrag zur Pflegeversicherung nach dem Willen der Koalition um 0,1 Prozentpunkte steigen, was 1,1 Milliarden Euro zusätzlich bringen kann. (rtr, dapd, afp)