Washington. Den Firmen in Amerika ist es gesetzlich gestattet, Angestellten aus Risikogruppen, Raucher oder Übergewichtige, bis zu 20 Prozent der Krankenversicherungkosten aufzuerlegen. Ab 2014 sind bis zu 50 Prozent möglich. Die größte Supermarkt-Kette langt richtig zu.

Jerome Allen wurde nur durch Zufall auf die Sache aufmerksam. Als der 63-jährige Teilzeit-Angestellte von Wal-Mart seine Krankenversicherungsbescheide studierte, fiel ihm auf, dass monatlich 40 Dollar zusätzlich von seinem Konto abgehoben wurden. Sein Arbeitgeber, der größte Supermarkt-Ketten-Betreiber im Land, hatte dafür gesorgt; ohne ihn vorher umfassend davon in Kenntnis zu setzen.

Kein Einzelfall, wie Verbraucherschützer und Anwälte jetzt in der „New York Times“ berichteten. Immer mehr Firmen gingen dazu über, Raucher, Übergewichtige oder Angestellte mit zu hohem Cholesterinspiegel teilweise empfindlich zur Kasse zu bitten. Wal-Mart, einer der größten Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten, langt dabei offenbar am stärksten zu.

Arbeitsrechtler kritisieren ungerechtfertigte Diskriminierung

Über 2000 Dollar im Jahr müssen Angestellte zusätzlich berappen, die ihrer Nikotinsucht nicht abschwören und in kein Entwöhnungsprogramm einsteigen. Konkurrent Target erhebt dagegen keine Strafgebühr, „Home Depot“ fordert 20 Dollar pro Monat, bei PepsiCo sind des 600 Dollar im Jahr. Gesetztlich ist den Firmen gestattet, Angestellten aus Risikogruppen bis zu 20 % der Krankenversicherungkosten aufzuerlegen. Ab 2014 sind bis zu 50 Prozent möglich.

Arbeitsrechtler wie Karen L. Handorf sehen darin eine ungerechtfertigte Diskriminierung. Vor allem dann, wenn etwa Rauchern keine wirksames Angebot gemacht wird, sich von ihrer Sucht zu befreien. Die Konsequenz dieser Politik könne sein, dass gerade diese Beschäftigten ihre Krankenversicherung ganz aufgeben, um Kosten zu sparen.