Lissabon/Berlin. . Der Drogenbericht 2011 zeigt es: Neue synthetische Substanzen laufen Kokain und Cannabis den Rang ab. Rund 150 der so genannten Legal Highs sind in Europa bekannt. In Deutschland ist der Drogenkonsum insgesamt stabil.

Synthetische Drogen werden zunehmend beliebter, wohingegen Kokain und Cannabis auf dem Rückmarsch sind. So lautet das Fazit des Drogenberichts 2011 der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD), der am Dienstag in Berlin und Lissabon vorgestellt wurde. „Kokain hat offenbar seinen Zenit überschritten, und der Cannabiskonsum bei Jugendlichen sinkt weiter“, erklärte EBDD-Direktor Wolfgang Götz bei der Präsentation der neuesten Zahlen in Lissabon.

Dahingegen sah Götz eine rapide Zunahme bei neuen synthetischen Substanzen, sogenannten Legal Highs, in Europa und der Welt. Das sind Substanzen, die von der Drogengesetzgebung noch nicht erfasst sind. Sie würden über Online-Shops vertrieben. „Europas Drogenpolitik muss sich neu ordnen, um dieser Herausforderung des Jahrzehnts entgegenzutreten“, sagte Götz. Laut EBDD sind derzeit rund 150 dieser Substanzen in Europa bekannt. Allein 39 neue Substanzen wurden seit Beginn dieses Jahres registiert. Im vergangenen Jahr seien 41 neue Substanzen auf dem Markt registriert worden, im Jahr zuvor 24, heißt es in Bericht.

Jugendliche konsumieren weniger Cannabis

Immer noch seien die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit illegalen Drogen auf Heroin zurückzuführen, sagte Pfeiffer-Gerschel. Europaweit nähmen etwa 1,3 Millionen Menschen regelmäßig Opiate, in Deutschland gehe man von etwa 150.000 Opiat-Konsumenten aus. Von den 1237 Drogentoten in der Bundesrepublik im Jahr 2010 stünden etwa 850 mit Heroin in Verbindung. Auf Europa bezogen - hier gab es 2010 rund 7600 Todesopfer im Zusammenhang mit Rauschgift - seien die Zahlen ähnlich.

Leicht rückläufig ist in der Bundesrepublik der Cannabis-Konsum zumindest bei Jugendlichen. Fünf Prozent der Zwölf- bis Siebzehnjährigen konsumierten einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis. 2004 waren es noch 10,1 Prozent. Bei jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren waren es in der aktuellen Befragung wie auch 2004 12,7 Prozent. "Cannabis ist keine ungefährliche Droge", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans.

Auch europaweit geht der Cannabis-Verbrauch zurück. Insbesondere junge Menschen nähmen die Substanz immer häufiger als potenziell gesundheitsgefährdend wahr, sagte Pfeiffer-Gerschel in Bezug auf eine aktuelle Umfrage.

Kokain-Konsum hat Höhepunkt überschritten

Auch bei Kokain gebe es einen Rückgang. Die Droge habe offenbar "ihren Höhepunkt in Europa überschritten". Erstmals sei auch in Ländern wie Spanien, Großbritannien oder Italien eine rückläufige Tendenz gemessen worden. Mögliche Gründe seien der hohe Preis der Droge - pro Gramm 50 bis 80 Euro - oder ein veränderter Lebensstil.

(afp, dapd)