Bochum. Die Caritas-Tagesklinik für Suchtkranke feiert ihr dreißigjähriges Jubiläum und ein erfolgreiches Konzept der Suchtbekämpfung.
Eine Sucht ist nichts, was beim Verlassen der Klinik nach einem Entzug dort zurück bleibt. Eine Sucht begleitet. Sie geht mit nach Hause und der Drang, wieder zu trinken oder Tabletten zu nehmen, wird bei vielen Menschen umso größer, je länger man allein wieder zu Hause ist.
Diese Erkenntnis ist nicht neu. Dennoch werden bis heute die meisten suchtkranken Menschen weit weg von ihrem gewohnten Umfeld zum Entzug vollstationär untergebracht. Die Rückkehr danach in den Alltag fällt vielen schwer, ein Rückfall ist nichts ungewöhnliches. In Bochum hingegen ging die Caritas bereits 1981 - in Kooperation mit der Deutschen Rentenversicherung Westfalen als Kostenträger – einen anderen Weg. Gemeinsam gründeten sie eine teilstationäre Tagesklinik für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen in Langendreer. Vor 30 Jahren als Pionierprojekt gestartet, ist die Einrichtung heute eine von rund 40 Tageskliniken bundesweit, die den Suchtkranken ein Leben nachts und am Wochenende in ihrer gewohnten Umgebung ermöglicht, während sie tagsüber die zwölf Wochen nach dem körperlichen Entzug in der Klinik versuchen, auch psychisch von der Sucht loszukommen.
„Es geht darum, den Suchtkranken eine konkrete Stütze zu sein, mit ihnen im Alltag Situationen vorauszusehen, in denen sie gefährdet sind, rückfällig zu werden“, erklärt Leiterin Elisabeth Brintrup das Konzept. „Der Patient muss lernen, dass eine Sucht nicht einfach so verschwindet“, so die Sozialarbeiterin. Gerade deswegen sei es so wichtig, in der Gruppentherapie und Gesprächen sich klar zu werden, wofür die Sucht stand, um so einen Rückfall zu vermeiden. Vorderster Auftrag von Seiten des Rentenversicherung sei es jedoch, die Menschen wieder in Arbeit zu bringen und „fit zu machen“ und das relativ schnell, sagt Sozialtherapeut Thomas Kluge. Rund 30 Prozent der Patienten, die 2010 in Langendreer landeten, hatten zu Reha-Beginn noch eine Arbeit. 1981 waren es noch 50 Prozent. Die Reha-Mitarbeiter setzen sich dafür ein, dass der Suchtkranke nach Therapie-Ende wieder in seinen Job zurück kehren kann. Da aber oftmals die Arbeitsbedingungen einer der Gründe für die Sucht seien, ließe sich das nicht in allen Fällen realisieren. „Montagearbeit oder viel Stress sind Gift für Suchtgefährdete“, so Brintrup.
Hermann Althöfer (Name geändert) etwa arbeitete 20 Jahren lang als Dreher. Da an seinem Arbeitsplatz Alkohol stillschweigend geduldet wurde, wurde er vor zwei Jahren vom kontrollierten zum Dauer-Trinker. Jetzt, nach zehn Wochen in der Tagesklinik, steht die Rückkehr in den Betrieb bevor. Doch dank eines gemeinsamen Gesprächs mit Kluge und der Geschäftsführung ist die Angst davor kleiner geworden. „Das war ein schwerer Schritt, aber danach fiel mir eine zentnerschwere Last von den Schultern“, so Althöfer.
Am Freitag feiert die Tagesklinik offiziell ihr 30-jähriges Jubiläum. Hierzu sind alle Interessierten und Ehemaligen ab 13 Uhr eingeladen. In der Schuttenbeck 9, Langendreer.