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Das Trinkwasser in öffentlichen Gebäuden hat oft eine schlechte Qualität und eine hohe Keimbelastung. Das zeigt ein TÜV-Test in Rathäusern, Altenheimen, Unis, Bahnhöfen und Krankenhäusern. Essen und Düsseldorf sind unter anderem auf der Mängelliste.
„Trinkwasser - eine saubere Sache?“ heißt der Beitrag, der am Dienstagabend (2. August, 21.50 Uhr) im ARD-Magazin „Plusminus“ ausgestrahlt wird. Mitarbeiter vom TÜV Rheinland haben im Auftrag der „Plusminus“-Autoren Trinkwasser in zehn deutschen Großstädten getestet. Das Prozedere: Unter anderem in Essen, Düsseldorf, Bonn und Aachen haben TÜV-Mitarbeiter Stichproben in Bahnhöfen, Rathäusern, Krankenhäusern, Seniorenheimen und Universitäten erhoben. „In jeder Stadt haben wir Belastungen im Trinkwasser gefunden“, erklärt Walter Dormagen, Experte für Mikrobiologie bei TÜV Rheinland. Neben einer deutlichen allgemeinen Keimbelastung, seien „in einigen Wasserproben auch E-Coli- beziehungsweise coliforme-Bakterien und Legionellen gefunden“ worden, so Dormagen. Er warnt: „Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können diese Belastungen eine Gesundheitsgefährdung darstellen.“
Das beunruhigende Ergebnis im Detail
In der Hälfte der 50 untersuchten Wasserproben wurden zum Teil starke Belastungen durch Keime und Bakterien gefunden. Grenzwerte für im Wasser enthaltene erlaubte Bakterien wurden laut dem TÜV Rheinland teilweise um ein achtfaches überschritten. Acht Proben enthielten E.Coli-Bakterien, die zu Durchfall oder Erbrechen führen können, zwei Proben so genannte Pseudomonaden, besser bekannt als Krankenhauskeime. „Alle Betreiber der beanstandeten Entnahmestellen sind über die schlechten Testergebnisse informiert worden, damit sie schnell Gegenmaßnahmen einleiten können“, sagt TÜV-Sprecher Rainer Weiskirchen auf Anfrage von DerWesten. Eine genaue Mängelliste wolle man jedoch nicht veröffentlichen. Niemand solle an den öffentlichen Pranger gestellt werden.
So oder so müssen die Gebäudebetreiber jetzt handeln. Denn mit den nachgewiesenen Verunreinigungen verstoßen sie gegen die deutsche Trinkwasserverordnung. Die sieht vor, dass das Trinkwasser in Deutschland beim Endverbraucher frei von sogenannten „mikrobiellen Belastungen“ sein muss und nicht gesundheitsschädigend aus dem Wasserhahn fließt. Für einwandfreie Wasserleitungen sowie die Hygiene in den Sanitäranlagen ist der jeweilige Gebäudebetreiber verantwortlich.
Die für die Wasseraufbereitung zuständigen Stadtwerke treffe daher keine Schuld, so Weiskirchen. Die Geschichte des Trinkwassers als günstiger und guter Durstlöcher und Alternative müsse nicht neu geschrieben werden. Wasser aus dem Hahn bleibe ein guter und billiger Durstlöscher. „Unsere Wasserqualität in Deutschland ist bis zum Übergabepunkt der Stadtwerke sehr gut“, sagt Weiskirchen. Aber dann, in den Leitungen der Verbraucher, ändert sich das offenbar, wie die neuen Testergebnisse zeigen.
Wie Keime verhindert werden können
• Die Betreiber könnten laut TÜV Rheinland mit geringem Aufwand gegen das belastete Trinkwasser gegensteuern. Wenn etwa nur wenig Wasser mit wenig Druck durch die Leitungen fließe, könnten leicht sogenannte „Biofilme“ entstehen – eine schmierige Schicht, die ein guter Nährboden für weitere Keime ist. Um diese „Brutstätte“ zu verhindern, reiche es manchmal schon aus, den aufgrund von Sparmaßnahmen gesenkten Wasserdruck zu erhöhen.
• Die Reinigungskräfte müssten zudem besser putzen, rät der TÜV. In vielen Fällen der im Juni 2011 erhobenen Testergebnisse sei die schlechte Wasserqualität durch mangelnde Hygiene und durch Rückstände schmutziger Hände zu erklären.
• Verbraucher sollten das Wasser vor der Benutzung einen kurzen Moment laufen lassen. Ein Teil womöglich vorhandener Keime könne damit weggespült werden. Wasser, welches länger in den Leitungen gestanden hat, könne so abfließen, erklärt Weiskirchen.
• Auch sollten regelmäßig alle Wasserhähnen benutzt werden. Nur so wird verhindern, dass Wasser in den Leitungen stagniert.
• Bakterien mögen keine Wärme. Daher sollte die Vorlauftemperatur von Warmwasser auf mindestens 50 Grad Celsius eingestellt werden. Erfahrungsgemäß werde das Wachstum der meisten Bakterien ab dieser Temperatur bereits gehemmt, heißt es.