Berlin. . Der Mediziner Klaus-Dieter Zastrow macht ausschließlich mangelnde Hygiene für den Ausbruch der Ehec-Epidemie verantwortlich: „Lebensmittel sind nicht Auslöser der Ehec-Krise“. Sie könnten bedenkenlos verspeist werden, wenn Hygiene-Regeln eingehalten würden. Panikmache sei völlig unnötig.
Der Mediziner Klaus-Dieter Zastrow macht ausschließlich mangelnde Hygiene für den Ausbruch der Ehec-Epidemie verantwortlich. „Lebensmittel sind nicht Auslöser der Ehec-Krise“, sagte der Hygiene-Experte vom Berliner Vivantes-Klinikum und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene am Montag in einem dapd-Interview.
Vielmehr seien Lebensmittel lediglich Überträger und könnten bedenkenlos verspeist werden, wenn Hygiene-Regeln eingehalten würden, sie also gesäubert und gewaschen würden.
Falls sich jedoch beispielsweise ein Ehec-infizierter Mitarbeiter einer Catering-Firma seine Hände nicht desinfizierte und wüsche, könnte der Erreger auf Lebensmittel gelangen, erklärte Zastrow. Klargestellt werden müsse jedoch, dass „unsere Lebensmittel“ an sich nicht gefährlich seien. So könnte viel Verunsicherung in der Bevölkerung beseitigt werden. Darüber hinaus würden auch die Bauern davon profitieren, die unter der Krise ungerechtfertigter Weise litten. Die Panikmache sei völlig unnötig.
Ehec werde nicht wie Grippe durch Tröpfcheninfektion beim Niesen übertragen, betonte Zastrow. Vielmehr werde der Erreger von Mensch zu Mensch durch Schmierinfektion weitergegeben ähnlich wie bei Typhus oder Cholera. Der Keim habe nichts mit einem Lebensmittel zu tun, sondern stamme aus den Därmen von Menschen und Tieren. Wenn ein Infizierter mit stuhlverschmierten Händen einen Salat anfasste, könnte der Erreger auf dem Salat landen. Der Erreger könnte also an jedem Lebensmittel sein, wenn Hygienefehler gemacht würden.
Auch die als Ehec-Träger analysierten Sprossen seien nicht von vornherein mit dem Erreger belastet. Vielmehr müssten sie von einem Infizierten, der die Hygiene-Regeln nicht eingehalten hätte, angefasst worden sein.
Ergebnis der zweiten Probe nach Ehec-Fund im Bach frühestens Mittwoch
Nach dem Fund eines aggressiven Ehec-Erregers in einem Bach in Frankfurt am Main rechnen die Behörden nicht vor Mittwoch mit einem Ergebnis der zweiten Proben. Das sagte eine Sprecherin des hessischen Sozialministeriums am Montag auf dapd-Anfrage.
Ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums erklärte, dass auch die Proben von einem dem Erlenbach benachbarten Gemüsehof noch nicht vollständig seien. Dort war letzte Woche ein weniger aggressiver Ehec-Keim gefunden worden. Seines Wissens gebe es dort aber bislang keine neuen positiven Funde.
Fünfte EHEC-Tote in Nordrhein-Westfalen
Eine fünfte Person ist in Nordrhein-Westfalen an einer Infektion mit dem gefährlichen Darmkeim EHEC gestorben. Eine 62-jährige Frau aus Bergneustadt bei Gummersbach erlag am Sonntag den Folgen des hämolytisch urämischen Syndroms (HUS), wie das Gesundheitsministerium am Montag in Düsseldorf mitteilte. Die Frau hatte sich Mitte Mai mehrere Tage in Norddeutschland aufgehalten und dort mit dem Erreger angesteckt. Zudem sei in der vergangenen Woche ein Mann aus Münster an einer HUS-Erkrankung gestorben. Ein Zusammenhang mit EHEC sei in diesem Fall bisher aber nicht nachgewiesen worden.
RKI: Zahl der Ehec-Neuerkrankungen geht weiter zurück
Die Zahl der Ehec-Neuerkrankungen geht weiter zurück. Es werde sowohl bei den Ehec- als auch bei den HUS-Fallzahlen ein kontinuierlicher Rückgang beobachtet, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag in Berlin mit. Seit Ausbruch der Epidemie Anfang Mai sind laut RKI 39 Menschen in Deutschland an Ehec oder HUS gestorben. Damit hat sich die Zahl der Todefälle seit Donnerstag nicht weiter erhöht. Insgesamt seien bislang 3.494 Ehec- oder HUS-Fälle übermittelt worden.
Seit mehr als zehn Tagen würden Erkrankungen an HUS und Ehec auf deutlich niedrigerem Niveau als zuvor an das RKI übermittelt, hieß es. Drei Viertel der Fälle stammten weiterhin aus den vier Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Betroffen seien aber alle Bundesländer. Die höchste Zahl an Ehec/HUS-Fällen registrierte die Behörde im Zeitraum vom 21. bis 23. Mai. (dapd)