Gladbeck. Wie steht’s um die Hygiene beim Obst- und Gemüsekauf nach Ehec? Eher schlecht, ergab ein Test.

Der ältere Herr niest kräftig in beide Hände, sucht mit spitzen Fingern in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch, wischt sich oberflächlich das Glitschige aus den Handflächen – und greift mitten hinein in die Kirschen, begutachtet die Früchte einzeln, legt zurück, die ihm nicht passen. Hygiene in Zeiten von Ehec?

Die Szene in der Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes ist kein Einzelfall, wenn auch ein besonders ekeliges Beispiel. Direkt daneben begrapscht gerade eine junge Frau die Aprikosen. Was hatte sie wohl vorher alles in der Hand? Fragen, die sich offenbar niemand stellt. „Unhygienisch? Wieso? Das machen doch alle, und schließlich wäscht man das Obst doch, bevor man es isst.“

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Vor ein paar Tagen gab es in dieser Abteilung im Supermarkt mal dünne Einweg-Handschuhe für die Kunden. Eine Hygiene-Maßnahme im Zusammenhang mit dem Ehec-Erreger? „Die haben wir ausgelegt, weil die Kirschen so nass waren“, desillusioniert uns die Verkäuferin. „Die Kunden sollten sich nicht die Kleidung beschmutzen.“ Jetzt scheinen die Kirschen trockener zu sein. Es gibt keine Handschuhe mehr.

Für die Kunden zumindest nicht. Die Mitarbeiterinnen hinter den Theken für Fleisch, Wurst, Käse und Fisch tragen welche, und auch dort, wo Obst portioniert wird, fasst niemand die Früchte mit nackten Händen an. „Das hat nichts mit Ehec zu tun. Das war hier schon immer so“, erklärt die Verkäuferin.

Beim Gang über den Wochenmarkt kann man die ganze Palette sehen: Kunden, die in Obstkisten wühlen ebenso wie Händler, die mit links kassieren und rechts einen dünnen Handschuh tragen, um die Ware anzufassen. „Das mache ich schon immer so, und diese Hygienemaßnahme sollte auch selbstverständlich sein“, findet Händlerin Elsmarie Heimann, auch wenn die Hand unter dem Plastik unangenehm feucht wird.

Längst nicht überall sieht man das so eng. In manchen Bäckereien in der Innenstadt zum Beispiel wechseln sich Geld und Brötchen in den Händen der Verkäuferinnen ab. Bedenklich scheint das niemand zu finden.

Hat sich mit Ehec überhaupt etwas geändert? Schließlich können die gefährlichen Erreger durch Schmierinfektion auch von Mensch zu Mensch übertragen werden. Gibt es strengere Hygienevorschriften?

Nein, sagt Jochen Manz, der Pressesprecher im Kreishaus Recklinghausen, nach Rücksprache mit den Fachleuten der Lebensmittelkontrolle. Von höherer Stelle gebe es da keine Anweisungen Nicht einmal die Einweghandschuhe für Verkäuferinnen seien ein Muss, nur eine Empfehlung. Letztlich, so Manz, trügen die Verbraucher selbst die Verantwortung. Den Gesundheitsbehörden bleibe nicht viel mehr, als immer wieder die allgemeinen Hinweise zur Küchenhygiene zu wiederholen.

Blöd nur, dass man Brötchen vor dem Verzehr nicht waschen kann!