Berlin. Der Ärztemangel ist laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung groß. Rund 18 Prozent der Ärzte, die ihre Praxis aufgeben wollen, finden keinen Nachfolger mehr. Die Kassenfunktionäre attestierten in Ballungsgebieten jedoch einen Überschuss.

Einen Nachfolger für die eigene Praxis zu finden, ist für Ärzte nicht immer selbstverständlich. Für insgesamt 3 938 Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten wurde im Jahr 2010 ein Nachfolger gesucht. In 692 Fällen blieb die Suche ergebnislos und die Praxen mussten schließen. Betroffen waren laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter anderem 420 Praxen von Haus- und 32 von Kinderärzten.

Überschuss attestiert

"Wenn schon heute rund 18 Prozent derjenigen, die ihre Praxis abgeben wollen, keinen Nachfolger mehr für die dringend benötigte ambulante Versorgung vor Ort finden, so beweist dies eindringlich, wie real der Ärztemangel heute schon ist", sagte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV und kritisiert die Aussagen der Kassenfunktionäre, dass kein Mangel bestehe. Die haben letztlich mit einer Analyse sogar attestiert, dass in Ballungsgebieten ein Überschuss bestehe.

Das wiederum sieht Köhler ganz anders: "Ärzte in Großstädten versorgen Patienten aus dem ganzen Umland mit, das verkennen die Kassen schlichtweg. Beispielsweise kommen viele Patienten aus Brandenburg zur Behandlung nach Berlin." Zudem wirft der KBV-Chef den Krankenkassen vor, bei ihren Berechnungen den demografischen Faktor, also die Änderung der Altersstruktur in der Bevölkerung, außer Acht gelassen zu haben. Die KBV schätzt, dass innerhalb der nächsten neun Jahre 66.830 niedergelassene Mediziner in den Ruhestand gehen, wodurch sich die jetzige Situation verschärfe. (mp)