Köln. Ärzte und Kinderrechtler wollen medizinisch nicht notwendige Beschneidungen von Jungen künftig verbieten lassen.

Ärzte- und Kinderrechtsverbände fordern eine Rücknahme des Beschneidungsgesetzes und ein Verbot der medizinisch nicht notwendigen Beschneidung von Jungen in Deutschland. Jungen sollten nach der Verfassung und laut der UN-Kinderrechtskonvention den gleichen Schutz wie Mädchen genießen, teilte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte am Freitag in Köln mit.

Gemeinsam mit dem Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener in dem Verein Mogis und dem Deutschen Kinderbulletin verwies der Verband darauf, dass vor vier Jahren in Deutschland ein "Beschneidungsgesetz" verabschiedet wurde, das eine medizinisch nicht notwendige Vorhautentfernung an minderjährigen Jungen legalisierte.

Kontroverse Debatte

"Als Kinder- und Jugendärzte sehen wir in unseren Praxen immer wieder nach einer Beschneidung Verletzungen, Infektionen, Blutungen und Vernarbungen", sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. "Wir sehen traumatisierte Jungen, die unter Vertrauensverlust, Kastrationsängsten und körperlichen Schmerzen leiden." Notwendig sei "endlich ein Verbot der medizinisch nicht indizierten Vorhautentfernung". Kinder hätten das unveräußerliche Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit.

Der Bundestag hatte am 12. Dezember 2012 das sogenannte Beschneidungsgesetz verabschiedet, mit dem medizinisch nicht notwendige Beschneidungen von Jungen explizit legalisiert wurden. Auslöser war ein Urteil des Kölner Landgerichts vom Mai 2012, das die Beschneidung eines muslimischen Jungen als Körperverletzung gewertet hatte. Das Urteil hatte Empörung unter Juden und Muslimen ausgelöst und zu einer kontroversen Debatte geführt. Die Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen ist seit 2013 im Strafgesetzbuch ausdrücklich verboten. (epd)