Ruhrgebiet. . Jahr für Jahr werden es mehr Einsätze. Aber für mehr Retter fehlt in vielen Städten das Geld. Müssen die Dortmunder künftig im Notfall länger warten?

  • Die Rettungsdienste der Feuerwehren an Rhein und Ruhr müssen immer öfter ausfahren
  • Die Krankenkassen in NRW erwarten erhebliche Kostensteigerungen
  • Kassen schlagen vor, die Reaktionszeiten für die Retter zu senken

Die Rettungsdienste der Feuerwehren an Rhein und Ruhr werden zunehmend bis an ihre Grenzen beansprucht. Die Zahl der Notrufe steigt Jahr für Jahr an. In Bochum müssen die Rettungs- und Notarztwagen um ein Drittel häufiger ausrücken als vor zehn Jahren. In Mülheim liegen die Einsatzzahlen um ein Viertel höher als noch 2009.

Die Krankenkassen in NRW erwarten nach Informationen der WAZ erhebliche Kostensteigerungen, die Kosten liegen landesweit jetzt bei 600 Millionen Euro jährlich. Sigrid Averesch vom Verband der Ersatzkassen in Düsseldorf: „Wir müssen auch daran denken, dass dies das Geld der Versicherten ist.“

In Dortmund hat das jetzt einen ernsten Konflikt zwischen Feuerwehr und Krankenversicherungen ausgelöst. Die Kassen lehnen Vorschläge der Dortmunder Retter ab, aufgrund der gestiegenen Einsatzzahlen die Ausstattung mit Rettungsfahrzeugen bis 2020 auf über 30 auszubauen. Sie befürchten eine Verdoppelung der Kosten, zumal die Zahl der Rettungswagen gerade erst von 17 auf 24 erhöht worden sei.

Die Menschen werden älter, einsamer und hilfloser

Die Kassenforderung, im Gegenzug die empfohlenen Reaktionszeiten für den Rettungsdienst von heute acht auf zehn Minuten auszudehnen, hat die Stadt empört zurückgewiesen. Dies gehe zu Lasten schwer kranker Patienten. Den Hinweis, in Bochum liege die Reaktionszeit schon bei zehn Minuten, kontert Dortmund: Man müsse sich nicht „am schlechtesten Beispiel orientieren“. Den Streit muss der Arnsberger Regierungspräsident schlichten.

Die Gründe für den sprunghaften Anstieg der Einsatzzahlen seien vielschichtig, sagt Wilfried Abel, ärztlicher Leiter der Oberhausener Rettungsdienste: „Die Patienten werden älter, die Frauen überleben die Männer, haben oft keine Familie mehr und sind im Ernstfall hilflos. Deswegen wählen sie bei gesundheitlichen Problemen lieber die 112“. Die Schwelle, den Rettungsdienst zu holen, sei insgesamt gesunken. Auch funktioniere „das gute alte Hausarztsystem nicht mehr so wie früher.“ Rettungsdisponenten müssten schon Erste Hilfe am Telefon leisten.

Oberhausen hat sich mit den Kassen auf zusätzliche Einsatzfahrzeuge geeinigt. Das ist, anders als in Dortmund, auch in weiteren Kommunen so. Aber damit seien nicht die Probleme vom Tisch, warnt Abel. Es fehlten die Ärzte. Die notwendigen zusätzlichen Stellen seien europaweit auszuschreiben und dennoch kaum zu besetzen.