Essen. Baumschmuck, Material für Straßenbau: Unser Autor weiß, warum Klopapier ein essenzielles Material für Weihnachtswichtel ist.

Es ist üblich bei uns, dass der selbstgeschlagene Tannenbaum erst einmal einige Tage ungeschmückt im Ständer stehen und mit seiner reinen immergrünen Pracht bezirzen darf. Ein gefundenes Fressen für unseren Anfang Dezember eingezogenen Hauswichtel (ich berichtete). Wer so ein bisschen über diese kleinen Geschöpfe und ihren Hang zum Schabernack recherchiert, der weiß, dass sie sich gerne das menschliche Toilettenpapier zunutze machen, um Objekte dekorativ zu bedecken. Ich hatte kurz überlegt, unseren Baum so schön weiß eingewickelt zu lassen, als es jetzt bei uns geschehen war. Das meiste Engelshaar sieht auch nicht viel schicker aus.

Ein verführerisches Weihnachtsgeschenk

Dass wir nach ihrem Streich dieses Mal nicht direkt wieder aufräumten, sondern das WC-Papier eine Nacht am Baum beließen, hatte Melia natürlich motiviert, mehr mit der bereits aufgewickelten Rolle anzustellen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass der Rest von der Rolle noch bis ins erste Obergeschoss gereicht hätte. Auf der „Toilettenpapier-Winterstraße“ inszenierte Melinda dann noch einen Umzug der Lego-Figuren. Mit denen stellt sie sowieso immer gerne etwas an. Natürlich wurden sie auch schon als Baumschmuck verwendet. Ich habe gerade noch ein vergessenes Pferd auf einem Ast gesichtet.

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An einem Tag allerdings, da hatte Melinda mal gar nichts angestellt – was ihre größte Freundin, unsere siebenjährige Tochter, natürlich in helle Aufregung versetzte. Was war nur los mit ihrem Wichtelchen? Ging es ihr etwa nicht gut? Oder hatten ihre Helfer, von denen man sich erzählt, sie seien so groß wie erwachsene Menschen, etwa verpennt? Nach der nächsten Nacht dann die beruhigende Nachricht: Melinda war so damit beschäftigt, die ganze Nacht auf einer Katze zu reiten, dass sie gar keine Zeit mehr dafür hatte, weitere Verwendung für Toilettenpapier auszuklügeln. Eine einleuchtende Erklärung. Schließlich sind Katzen genauso nachtaktiv wie Wichtel.

Zum Glück nur hat Melinda ihr Reittier nicht mit nach Hause geschleppt. Klopapier am Weihnachtsbaum wäre für verspielte Katzenkrallen ein verfrühtes, besonders verführerisches Weihnachtsgeschenk gewesen.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Funke Grafik NRW | Catharina Maria Buchholz