Essen. Letztes Jahr noch hat unser Autor noch abgelästert über den Wichtel-Trend. Jetzt ist doch ein kleines Wesen bei ihm eingezogen. Zum Glück.

Es ist schon eigenartig, dass sich Melinda unseren Haushalt ausgesucht hat, obwohl ich noch vor einem Jahr in genau dieser Zeitungsspalte leicht abgelästert hatte über Familien, die sich bei dem ganzen üblichen Weihnachtsstress auch noch einen Wichtel ins Haus holen. Aber was soll ich sagen? Jetzt ist sie halt da. Man versperrt in der Weihnachtszeit schließlich nicht seine Tür. Wenn es eine Sache gibt, die uns die eigentliche Weihnachtsgeschichte lehrt, dann ja wohl das.

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Möglicherweise hatte Melinda auch einfach gewittert, dass hier eine ganz besondere Wichtel-Freundin bei uns im Haus anzutreffen ist: Unsere Tochter freute sich mehr als sie es jemals vor dem Geschenke-Berg unterm Christbaum getan hatte, als sie am 1. Dezember den Mini-Schlitten und seine backpulverartige Schnee-Spur an der Terrassentür erblickte. „PAPA! WIR HABEN EINEN WICHTEL!“

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Funke Grafik NRW | Catharina Maria Buchholz

Man erzählt sich bei uns, dass Melinda vom Wäldchen hinter unserem Garten herkommt und dort bei wärmeren Temperaturen im Pilz-Dorf bei den Schlümpfen haust. Vermutlich wurde ihr von Wilma, dem Wichtel, der letztes Jahr bei der besten Freundin unserer Tochter einzog, empfohlen, sich bei uns einzunisten. Denn wie das bei Wichteln nun mal so ist, suchen sie sich zur Adventszeit ein gemütliches Menschen-Heim. Um dort ständig irgendwelche Streiche zu spielen...

Nutella-Geschmiere an der Terrassentür

Melinda drehte schon das Nutella-Glas auf, um mit der Nusscreme unter den Füßen das Fensterglas empor zu klettern. Sie experimentierte weiter mit Mehl auf dem Fußboden. Und sie lieh sich den Locher aus unserem Büro aus, mit dem man Herzen ausstanzen kann. Natürlich wurden sie überall im Wohnzimmer verteilt. Die Streiche sind sozusagen Melindas Liebessprache.

Nette Sachen schreiben kann sie ebenfalls, auch wenn sie viele Buchstaben spiegelverkehrt schreibt und einige Rechtschreibfehler macht. Mit unserer Tochter hat sich eine tolle Brieffreundschaft entwickelt. Und jedes Zettelchen wird mit einem Strahlen aufgefaltet, das greller ist als jede Festtagsbeleuchtung. Dieses Wichtel-Mädchen ins Haus gelassen zu haben werden wir nicht bereuen, selbst wenn sie das ganze Haus auf den Kopf stellen sollte.