Bagdad. Als größte Talsperre des Iraks ist der Mossul-Staudamm von strategischer Bedeutung. Nun ist er mit Hilfe von US-Luftangriffen wieder in Händen der Kurden. Doch das Bauwerk soll akut einsturzgefährdet sein.

Kurdische Peschmerga hätten den Mossul-Staudamm vollständig unter Kontrolle gebracht, berichtete die Nachrichtenagentur Basnews am Montag unter Berufung auf kurdische Militärquellen. Bei den Angriffen auf die Extremisten hätten US-Jets deren Stellungen bombardiert. Dutzende Dschihadisten seien bei den Kämpfen getötet worden.

Zuvor hatte bereits das US-Zentralkommando in Tampa (Florida) mitgeteilt, Kampfjets und unbemannte Drohnen hätten erfolgreiche Schläge gegen IS-Stellungen nahe dem Staudamm ausgeführt. US-Präsident Barack Obama wies in einem Schreiben an den US-Kongress auf die Wichtigkeit der amerikanischen Luftangriffe hin. Der Ausfall des Staudamms könnte das Leben von einer Vielzahl von Zivilisten, darunter US-Bürger und die amerikanische Botschaft in Bagdad, gefährden. Der Einsatz sei in Umfang und Dauer begrenzt.

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Mossul-Damm gilt als akut einsturzgefährdet

IS-Extremisten hatten den Damm rund 40 Kilometer nördlich der Millionenstadt Mossul Anfang August eingenommen. Als größte Talsperre des Landes ist der Damm für die Trinkwasserversorgung und Stromerzeugung im Irak wichtig. Allerdings gilt das in den 1980er Jahren errichtete Bauwerk als akut einsturzgefährdet. Fachleute mahnen seit Jahren eine Sanierung an. Sollte der Damm brechen, droht dem Irak eine Flutkatastrophe.

Laut einem Bericht der Zeitung "Al-Sharq al-Awsat" nahmen die kurdischen Einheiten auch mehrere Dörfer in der Nähe der Talsperre ein. Nach Informationen von Basnews kommen die Peschmerga nur langsam voran, weil sie die Gegend nach versteckten Sprengsätzen absuchen müssen. Zwei kurdische Soldaten seien bei der Explosion von Sprengkörpern ums Leben gekommen und fünf weitere verletzt worden.

Der Vorsitzende des Parlaments der nordirakischen Provinz Ninawa, Baschar Kiki, sagte der Zeitung "Al-Sharq al-Awsat", er erwarte, dass die Kurden ihre Angriffe auf die Extremisten in den nächsten Tagen fortsetzten, um auch die Sindschar-Region zu befreien.

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Flüchtlingskrise im Nordirak etwas entspannt

Unterdessen entspannte sich die Flüchtlingskrise im Nordirak etwas. Derzeit erreichten täglich rund 500 Vertriebene die kurdischen Autonomiegebiete, sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Ned Colt, der Nachrichtenagentur dpa. In der vergangenen Woche seien es noch mehrere Tausend Menschen am Tag gewesen. Die Flüchtlinge lebten aber immer noch in einer schwierigen Lage. Nach der Flucht vor der IS seien viele traumatisiert.

Laut UNHCR haben insgesamt rund 600.000 vertriebene Iraker in den kurdischen Autonomiegebieten Zuflucht gefunden. Allein seit Anfang August flohen demnach rund 200.000 Menschen aus der Sindschar-Region, nachdem die IS-Extremisten dort große Gebiete eingenommen hatten. Bei den Flüchtlingen handelt es sich vor allem um Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden. (dpa)