St. Louis. Die US-Kleinstadt Ferguson kommt nach dem Tod des schwarzen Teenagers nicht zur Ruhe. Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre gingen wieder Menschen zum Protest auf die Straße. Die Polizisten reagierten mit Tränengas und Rauchbomben, nachdem sie Schüsse gehört hatten.

Trotz einer Ausgangssperre ist es in der US-Kleinstadt Ferguson in der Nacht zum Sonntag erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Beamten setzten Rauchbomben und Tränengas ein, um die diesmal allerdings kleinere Gruppe von Protestierenden zu vertreiben. Die Beamten griffen nach eigenen Angaben aber erst ein, nachdem Schüsse gefallen waren. Nach Angaben des Senders CNN und anderer Medien wurde ein Mann lebensgefährlich verletzt, sieben Demonstranten wurden festgenommen.

Ein weißer Polizist hatte am Samstag vergangener Woche den schwarzen Teenager Michael Brown erschossen, obwohl der 18-Jährige unbewaffnet war. Seither ist es fast täglich zu gewalttätigen Protesten in dem Vorort von St. Louis (Missouri) gekommen.

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Nach Mitternacht versammelten sich bis zu 150 Menschen auf den Straßen

Der Gouverneur des Staates, Jay Nixon, hatte schließlich am Samstag den Notstand ausgerufen und ein Ausgehverbot von Mitternacht bis fünf Uhr morgens verfügt. Nachdem es am Abend friedliche Protestzüge gegeben hatte und fast alle Teilnehmer nach Hause zurückgekehrt waren, versammelten sich nach Mitternacht bis zu 150 Menschen auf die Straße. Der "New York Times" zufolge riefen die Protestierenden: "Wir sind Mike Brown! Wir haben das Recht, uns friedlich zu versammeln!"

Die Polizisten griffen nach eigenen Angaben mit Tränengas und Rauchbomben ein, nachdem sie Männer auf einem Dach gesehen und Schüsse gehört hätten. CNN zufolge ist der lebensgefährliche Verletzte ein Demonstrant. Über den Schützen herrschte zunächst Unklarheit. Die Polizei sagte nach Medienberichten lediglich, sie habe eine Person mit einer Waffe auf der Straße gesehen.

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Demonstranten plünderten Geschäfte

Gouverneur Nixon versicherte, mit der Ausgangssperre wolle er nicht die Demonstranten zum Schweigen bringen. Die meisten verhielten sich friedlich. Es gehe vielmehr darum, die Störenfriede in Schach zu halten. "Wir können nicht zulassen, dass der böse Wille einiger weniger den guten Willen der vielen untergräbt", sagte er am Samstag auf einer Pressekonferenz.

In der Nacht davor hatte es nach einem Tag Pause erneut Ausschreitungen gegeben. Demonstranten plünderten mehrere Geschäfte, blockierten eine Straße und warfen Flaschen auf Demonstranten.

Am Freitag hatte die Polizei erstmals den Namen des Beamten enthüllt, der Brown erschossen hatte. Zugleich berichtete sie, dass der Teenager im Verdacht stand, kurz vor den tödlichen Schüssen einen Laden überfallen zu haben. Erst später wurde klargestellt, dass der Polizist nichts von dem Verdacht wusste, als er die Schüsse auf Brown abgab. Dass die Polizei den Vorfall in dem Geschäft publik gemacht hatte, obwohl er anscheinend nicht im Zusammenhang mit den Todesschüssen stand, hatte neue Empörung ausgelöst. (dpa)