Isselburg. . Kaninchen, Fasane und Co. leiden unter der modernen Landwirtschaft: Immer mehr Wiesen und Weiden werden als Felder genutzt, Traktoren zerhäckseln bei der Ernte dann über 90 Prozent der dort lebenden Insekten, die oft als Futter für das Niederwild dienen. Naturschützer fordern zum Handeln auf.
Es ist zunächst eine subjektive Beobachtung. Die Jäger klagen: Es gibt weniger Niederwild in der Region. „Stimmt“, sagt die Ortsgruppe des Naturschutzbundes Isselburg. Stellvertretend für Flora und Fauna sendet Michael Kempkes als deren Vorsitzender daher einen Hilferuf an die Öffentlichkeit. „Es muss endlich gehandelt werden. Naturerhalt, nicht Naturvernichtung brauchen wir“, so der Isselburger.
Viele Arten auf dem Rückzug
Bereits seit vielen Jahren wird aus Sicht des Naturschutzes eine Abnahme der biologischen Vielfalt beklagt. Dies beginnt mit Arten, deren langsames, stilles Verschwinden von kaum jemanden wahrgenommen wird: den Insekten und anderen wirbellosen Tieren.
Durch den Wegfall der Beweidung auf den einstigen Wiesen ist dort auch die Vielfalt an Blumen und Wildkräutern stark rückläufig, und das führt zum Verschwinden zahlreicher Insektenarten wie Grillen, Heuschrecken, Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen. Mit ein Grund: Sobald das Gras etwas höher ist und trockenes Wetter zu erwarten ist, ziehen die großen, schweren Traktoren die Kreiselmäher über das Gras, das sehr tief abgemäht wird. Über 90 Prozent der Insekten werden mitgehäckselt und landen anschließend in der Biogasanlage.
Weiterhin Treibjagden
Unter dem Wegfall der Kleinfauna leidet auch das Niederwild. Der Fasan ernährt sich nicht nur von Samen und Früchten, sondern auch von Heuschrecken und zahlreichen anderen Insekten sowie anderen Wirbellosen. Diese fehlen ihm, und auch anderen Vögeln wie dem mittlerweile fast ganz verschwundenen Rebhuhn oder den seltener werdenden Kiebitzen. Auch für andere Niederwildarten wie Kaninchen und Hasen wird die industrialisierte Landwirtschaft zu einem immer bedrohlicheren Problem.
Forderungen der Naturschützer
Zum Schutz des Niederwildes wird dringend benötigt: mehr Schutzzonen auf den Ackerflächen; mindestens zehn Prozent jeder Wiese müssen mit einheimischen Wildblumen und Kräutern bewachsen sein; mehr Hecken, Sträucher und Bäume entlang der Ackerflächen; das verpflichtende Absuchen der Felder vor dem Bearbeiten des Feldes; reduzierter Einsatz von Pestiziden und Ausbringen von Gülle nur zu gesetzlichen Zeiten.
Auch gefordert: mehr naturverträgliche Landwirtschaft; Reduzieren der Treibjagden; mehr Tempolimits und besseres Bodenmanagement.
Zusammenfassend ist die Entwicklung in der „modernen“ Landwirtschaft größtenteils für den massiven Rückgang des Niederwildes und die allgemeine Abnahme der Artenvielfalt als hauptverantwortlicher Verursacher auszumachen. Der Straßenverkehr trägt im Übrigen auch seinen Teil dazu bei, dass das Niederwild zurückgeht, denn täglich lassen sich zahlreiche neue Verkehrsopfer unter den Hasen, Kaninchen und Fasanen auf dem Asphalt finden. Schließlich bleiben noch die Jäger. Trotz des Rückgangs des Niederwildes werden Treibjagden durchgeführt.
„Die Entwicklungen verdeutlichen, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Michael Kempkes.