Werdohl.
Ein traumhaftes Konzert erlebten gut 150 Besucher am Sonntagnachmittag im Festsaal Riesei. Initiator Michael Baasner hatte unter dem Motto Harfenschön 42 Musiker vereint. Musikschulleiter Martin Theile moderierte. Und am Ende gab es vom Publikum minutenlangen Beifall und Standing Ovations – und das absolut verdient.
Zum Start des bunten Musiker-Reigens betrat das Ensemble brassgang mark I unter der Leitung von Organisator Michael Baasner den Festsaal. Zu hören bekamen die Zuschauer fünf Tänze von Michael Praetorius in einer Bearbeitung von Baasner selbst. Der Komponist lebte von 1571 bis 1625 und erdachte zumeist kirchliche Musik. Doch die Suite „Terpsichore“, aus welcher die fünf Stücke stammten, die in Werdohl vorgetragen wurden, gehört zu den wenigen weltlichen Kompositionen von Praetorius. Die namensgebende Terpsichore ist die griechische Muse des Tanzes. Damit wurde das Publikum perfekt eingestimmt auf das, was folgte.
Dazu kamen annähernd alle Musiker des Konzertes auf die Bühne. Unter dem Projektnamen Camerata TalDerL’iensis spielten sie „Simple Symphony“ von Benjamin Britten (1913-1976). Dabei handelt es sich mitnichten um eine Symphonie, sondern wie auch zuvor bei Praetorius um eine Suite. Diese besteht aus vier Tänzen, wovon zwei zu Gehör kamen. Die Besonderheit in diesem Fall ist, dass Britten sie bereits als Kind komponiert und als Student für Streichorchester gesetzt hatte. Die Werdohler Konzertbesucher waren begeistert.
Zerbrechlich und kraftvoll zugleich
Verzaubert wurden sie dann von der aktuellen MKK-Stipendiatin, Harfinistin Hanna Rabe, die jetzt zur Camerata TalDerL’iensis stieß. Die beiden Tänze „Danse sacrée“ und „Danse profane“ komponierte Claude Debussy (1862-1918) im Jahr 1904 im Auftrag eines Harfenbauers. Die Firma setzte sich nicht durch, die Musik aber lebt noch heute.
Die folgenden altungarischen Tänze von Ferenc Farkas (1905-2000) erhoben die Schwermütigkeit zu einem Fest. Sie waren ebenso ursprünglich als Filmmusik komponiert wie „La cheminée du roi René“ von Darius Milhaud (1892-1974), die im Anschluss interpretiert wurden. Milhauds Werke wurden allerdings nie in einem Kinostreifen verwendet. Das Projekt wurde durch den Zweiten Weltkrieg verhindert. Die Stücke von Farkas und jene von Milhauds spielte jeweils das Quintett der Lennetäler Holzbläser.
Nach einer kurzen Pause wurde das insgesamt zweistündige Konzert mit „Clair de lune“ von Debussy fortgesetzt – das Solo der bezaubernden Harfinistin Hanna Rabe. Die Komposition aus dem Jahr 1890 lebte von Gegensätzen: Sie war zerbrechlich und zugleich kraftvoll. Sie inszenierte eine beschwingte Melancholie.
Dann kam der große Auftritt der Plettenbergerin Franziska Winkelsträter. Mit ihrer Violine, Harfinistin Rabe und Camerata TalDerL’iensis spielte sie nun Filmmusiken aus dem Streifen „Schindlers Liste“ von John Williams, der 1932 geboren wurde und 1993 diese Kompositionen erdachte. Damit standen und saßen nun alle 42 Musiker beisammen. Die Melodien, die sie spielten, waren schlicht ergreifend.
Zum Abschluss malte Martin Theile ein Bild von einer grünen Wiese mit einem Schaf darauf, von wildem Wasser, welches gegen eine Klippe gespült wird und von einem Glas mildem Whiskey in der Hand. Dazu passend kam als Abschluss die „Irish Tune from County Derry“ von Percy Aldridge Grainger (1882-1961) zu Gehör, abermals in einer Bearbeitung von Michael Baasner, der noch in Aussicht stellte, einen weiteren Nachmittag dieser Art zusammenstellen zu können.